Am 24. August baue ich noch vor
dem Frühstück mein Fahrrad zusammen, das wir im Kofferraum transportiert haben.
Nach dem Frühstück bepacke ich es dann mit dem Rucksack auf dem Gepäckträger
und zwei kleinen Taschen vorn am Lowrider. Ich fahre mit einem ganz normalen
Rennrad mit Straßenausrüstung. Um 9.00 Uhr morgens trennen sich dann vorerst
unsere Wege.
Es ist stark bewölkt und warm. In
der Nacht war ein Gewitter. Sigmarszell verlasse ich über einen schmalen Wirtschaftsweg
in Richtung Schlachters. Von dort geht es durch ein schönes Tal, umrahmt von
Wald und Wiesen. Der Weg bleibt bis zum Erreichen der Grenze, unweit des
Bodensees, sehr schmal und verlassen.
Die Grenze zu Österreich
überschreite ich auf einem kleinen Grenzübergang in Oberhochsteg. Der Grenzer
schaut mich ganz verwundert an und fragt wohin ich fahren will. Ich unterhalte
mich einige Zeit mit ihm und er wünscht mir viel Glück.
Nun fahre ich bis Bregenz auf dem
Radweg entlang des Bodensees und ab Bregenz auf der Hauptstraße 190. Diese
Straße hat ständig einen Randstreifen, der für Fahrradfahrer gedacht ist. Es
läßt sich darauf sehr angenehm fahren. Auch ist das Verkehrsaufkommen nicht
hoch. Über große Strecken ist der Radweg sogar einige Meter neben der Straße.
Mein Weg führt mich nun über Dornbirn, Hohenems und Götzis nach Feldkirch.
Dort bin ich um 11.00 Uhr. Nachdem ich mich mit einer Flasche Limonade versorgt
habe, geht’s weiter in Richtung Liechtenstein auf der 191. In Vaduz bin ich um
12.00 Uhr.
Von Vaduz geht es in Richtung
Balzers. Direkt am nördlichen Ortsrand von Balzers zweigt die Straße nach
rechts auf die Hauptstraße 28 zum Rhein ab. Hier ist auch die Grenze zu der
Schweiz. Dort stelle ich zu meiner Überraschung fest, daß links und rechts des
Rheins auf dem Damm je ein geteerter Fahrweg ist. So kann ich die stark
befahrenen Bundesstraßen durch das Rheintal umgehen.
Auf diesem Weg fahre ich nun in Richtung Süden. Der Weg bleibt aber nicht so schön ausgebaut. Es wechseln geteerte Stücke mit unbefestigten Wegen ab. Zum Teil gibt es auch nur einen schmalen Fußweg, der für Mountainbikes besser geeignet wäre. Trotzdem macht es Spaß, im dichten Wald, so nah am Rhein vorbeizufahren.
Kurz vor Landquart fahre ich dann
kurz über den Rhein nach Mastrils rüber. Auf dieser Seite ist aber kein Radweg
und keine Straße. Der Rhein fließt hier direkt an steilen Felsen vorbei und
läßt für nichts sonst Platz. Also begebe ich mich wieder auf die andere Seite.
In Landquart muß ich dann über
eine Eisenbahnbrücke, welche die Landquart, ein reißendes Flüßchen, überquert.
Der Fußweg ist wegen Bauarbeiten so schmal, daß ich mit meinem Fahrrad und dem
Gepäck kaum über die Brücke komme. Zum Glück warten entgegenkommende Radfahrer
vor der Brücke.
Der Weg von Landquart nach Chur
gestaltet sich dann sehr interessant. Hier kann man größtenteils nicht von
einem Radweg sprechen, sondern mehr von einem Fußweg für Angler. Teilweise
fährt man ganz dicht zwischen dem Rhein und dem Standstreifen der Autobahn.
Über einige wenige Kilometer fährt man auf dem etwa hundert Meter breiten
Mittelstreifen der Autobahn. An einer Stelle unterfahre ich die Autobahn. Dazu
muß man beidseitig je ein Tor öffnen, um auf die andere Seite zu gelangen.
Um 14.45 erreiche ich dann Chur,
wo eigentlich das heutige Etappenziel liegt. Da ich aber noch keine Lust
verspüre hier schon anzuhalten, verlasse ich Chur in Richtung Westen, immer in
der Nähe des Rheins. Auch hier gibt es wieder einen Radweg. Trotzdem fahre ich
zeitweise auf der kaum befahrenen Hauptstraße. In Tamins überquere ich dann den
Rhein. Direkt hinter der Brücke teilt sich der Rhein in Vorder- und
Hinterrhein. Die unterschiedlichen Färbungen des Wassers der beiden Quellflüsse
sind interessant.
Direkt hinter Tamins überquere
ich dann den Vorderrhein und folge dem Hinterrhein bis Bonaduz in Richtung
Süden. Dies ist die erste größere Steigung des heutigen Tages. In Bonaduz
wechsele ich dann die Himmelsrichtung und halte mich wieder nach Westen. Mein
Weg führt mich jetzt über eine schmale, recht kräftig ansteigende Straße,
entlang der Vorderrheinschlucht. Nach etwa 4 km gibt es schöne Tiefblicke in
die Schlucht. Danach wird die Straße noch etwas schmaler und sehr kurvig. Zum
Teil geht es auch durch kurze Tunnels. Im Versamer Tobel erreicht die Straße
dann ihre größte Steigung. Hier muß ich ein kurzes Stück schieben.
In Versam mache ich eine kurze
Rast in einer Gaststätte. Seit kurz vor Mittag hat es sich etwas aufgeklärt.
Zeitweise scheint sogar die Sonne. Als ich dann Versam verlasse sehe ich, daß
sich der Himmel im Westen stark verdunkelt. Ich beeile mich nun etwas mehr, um
Ilanz zu erreichen. Die letzten Kilometer vor Ilanz gehen sogar bergab. In
Ilanz fahre ich einige Mal rund und frage nach einer Unterkunft. Ich finde aber
kein mir zusagendes Haus.
Eine Frau erzählt mir, daß in dem
kleinen Ort Schnaus, in Richtung Oberalppaß, einige Pensionen sind. Ich
beschließe also die drei Kilometer dorthin zu fahren. Langsam hat sich der
ganze Himmel zugezogen. Einige Minuten später bin ich in Schnaus und finde auf
Anhieb eine Pension. Noch bevor ich mir das Zimmer ansehen kann, beginnt es zu
regnen. Kurze Zeit später gibt es ein ordentliches Gewitter.
In Schnaus war ich um 18.25 Uhr
und habe 144 km zurückgelegt, 41 km mehr als ich eigentlich geplant hatte. Nach
dem Gewitter mache ich dann frisch geduscht einen kurzen Spaziergang durch den
kleinen Ort. In einem uralten Haus ist eine kleine Gaststätte. Ich bin der
erste Gast an diesem Abend. Kurze Zeit später kommen aber noch mehrere
Dorfbewohner. Ihre Sprache, das Rätoromanische, kann ich aber überhaupt nicht
verstehen. Eine kleine Käseplatte kostet mich 20 Franken.
Nach dem Essen gehe ich wieder zu
meiner Pension. Ich bin der einzige Hausgast. Das Fahrrad steht über Nacht in
meinem Zimmer. Nach diesem ersten Tag schlafe ich sehr gut.
km: | 144,39 |
Ø | 19,8 km/h |
Zeit: | 9:24 Stunden |
gesamt: | 144 km |