Fahrradtour 1991
Lindau
- Sóller (Mallorca)

23.08.1991 - 15.09.1991

Am Freitag, dem 23.08.91 fahren mein Bruder, mein Vater und ich nach der Arbeit mit dem Auto nach Sigmarszell bei Lindau am Bodensee. Dort sind wir etwa um 21.00 Uhr. Die Nacht verbringen wir bei Familie Kern. Sie vermieten einige Zimmer in ihrem Bauernhof. 

Am 24. August baue ich noch vor dem Frühstück mein Fahrrad zusammen, das wir im Kofferraum transportiert haben. Nach dem Frühstück bepacke ich es dann mit dem Rucksack auf dem Gepäckträger und zwei kleinen Taschen vorn am Lowrider. Ich fahre mit einem ganz normalen Rennrad mit Straßenausrüstung. Um 9.00 Uhr morgens trennen sich dann vorerst unsere Wege. 

Es ist stark bewölkt und warm. In der Nacht war ein Gewitter. Sigmarszell verlasse ich über einen schmalen Wirtschaftsweg in Richtung Schlachters. Von dort geht es durch ein schönes Tal, umrahmt von Wald und Wiesen. Der Weg bleibt bis zum Erreichen der Grenze, unweit des Bodensees, sehr schmal und verlassen.

Die Grenze zu Österreich überschreite ich auf einem kleinen Grenzübergang in Oberhochsteg. Der Grenzer schaut mich ganz verwundert an und fragt wohin ich fahren will. Ich unterhalte mich einige Zeit mit ihm und er wünscht mir viel Glück.

Nun fahre ich bis Bregenz auf dem Radweg entlang des Bodensees und ab Bregenz auf der Hauptstraße 190. Diese Straße hat ständig einen Randstreifen, der für Fahrradfahrer gedacht ist. Es läßt sich darauf sehr angenehm fahren. Auch ist das Verkehrsaufkommen nicht hoch. Über große Strecken ist der Rad­weg sogar einige Meter neben der Straße. Mein Weg führt mich nun über Dorn­birn, Hohenems und Götzis nach Feldkirch. Dort bin ich um 11.00 Uhr. Nachdem ich mich mit einer Flasche Limonade versorgt habe, geht’s weiter in Richtung Liechtenstein auf der 191. In Vaduz bin ich um 12.00 Uhr.

Von Vaduz geht es in Richtung Balzers. Direkt am nördlichen Ortsrand von Balzers zweigt die Straße nach rechts auf die Hauptstraße 28 zum Rhein ab. Hier ist auch die Grenze zu der Schweiz. Dort stelle ich zu meiner Überraschung fest, daß links und rechts des Rheins auf dem Damm je ein geteerter Fahrweg ist. So kann ich die stark befahrenen Bundesstraßen durch das Rheintal umgehen.

Auf diesem Weg fahre ich nun in Richtung Süden. Der Weg bleibt aber nicht so schön ausgebaut. Es wechseln geteerte Stücke mit unbefestigten Wegen ab. Zum Teil gibt es auch nur einen schmalen Fußweg, der für Mountainbikes besser geeignet wäre. Trotzdem macht es Spaß, im dichten Wald, so nah am Rhein vorbeizufahren.

Kurz vor Landquart fahre ich dann kurz über den Rhein nach Mastrils rüber. Auf dieser Seite ist aber kein Radweg und keine Straße. Der Rhein fließt hier direkt an steilen Felsen vorbei und läßt für nichts sonst Platz. Also begebe ich mich wieder auf die andere Seite.

In Landquart muß ich dann über eine Eisenbahnbrücke, welche die Landquart, ein reißendes Flüßchen, überquert. Der Fußweg ist wegen Bauarbeiten so schmal, daß ich mit meinem Fahrrad und dem Gepäck kaum über die Brücke komme. Zum Glück warten entgegenkommende Radfahrer vor der Brücke. 

Der Weg von Landquart nach Chur gestaltet sich dann sehr interessant. Hier kann man größtenteils nicht von einem Radweg sprechen, sondern mehr von einem Fußweg für Angler. Teilweise fährt man ganz dicht zwischen dem Rhein und dem Standstreifen der Autobahn. Über einige wenige Kilometer fährt man auf dem etwa hundert Meter breiten Mittelstreifen der Autobahn. An einer Stelle unterfahre ich die Autobahn. Dazu muß man beidseitig je ein Tor öffnen, um auf die andere Seite zu gelangen.

Um 14.45 erreiche ich dann Chur, wo eigentlich das heutige Etappenziel liegt. Da ich aber noch keine Lust verspüre hier schon anzuhalten, verlasse ich Chur in Richtung Westen, immer in der Nähe des Rheins. Auch hier gibt es wieder einen Radweg. Trotzdem fahre ich zeitweise auf der kaum befahrenen Hauptstraße. In Tamins überquere ich dann den Rhein. Direkt hinter der Brücke teilt sich der Rhein in Vorder- und Hinterrhein. Die unterschiedlichen Färbungen des Wassers der beiden Quellflüsse sind interessant.

Direkt hinter Tamins überquere ich dann den Vorderrhein und folge dem Hinter­rhein bis Bonaduz in Richtung Süden. Dies ist die erste größere Steigung des heutigen Tages. In Bonaduz wechsele ich dann die Himmelsrichtung und halte mich wieder nach Westen. Mein Weg führt mich jetzt über eine schmale, recht kräftig ansteigende Straße, entlang der Vorderrheinschlucht. Nach etwa 4 km gibt es schöne Tiefblicke in die Schlucht. Danach wird die Straße noch etwas schmaler und sehr kurvig. Zum Teil geht es auch durch kurze Tunnels. Im Versamer Tobel erreicht die Straße dann ihre größte Steigung. Hier muß ich ein kurzes Stück schieben.

In Versam mache ich eine kurze Rast in einer Gaststätte. Seit kurz vor Mittag hat es sich etwas aufgeklärt. Zeitweise scheint sogar die Sonne. Als ich dann Versam verlasse sehe ich, daß sich der Himmel im Westen stark verdunkelt. Ich beeile mich nun etwas mehr, um Ilanz zu erreichen. Die letzten Kilometer vor Ilanz gehen sogar bergab. In Ilanz fahre ich einige Mal rund und frage nach einer Unterkunft. Ich finde aber kein mir zusagendes Haus.

Eine Frau erzählt mir, daß in dem kleinen Ort Schnaus, in Richtung Oberalppaß, einige Pensionen sind. Ich beschließe also die drei Kilometer dorthin zu fahren. Langsam hat sich der ganze Himmel zugezogen. Einige Minuten später bin ich in Schnaus und finde auf Anhieb eine Pension. Noch bevor ich mir das Zimmer ansehen kann, beginnt es zu regnen. Kurze Zeit später gibt es ein ordentliches Gewitter.

In Schnaus war ich um 18.25 Uhr und habe 144 km zurückgelegt, 41 km mehr als ich eigentlich geplant hatte. Nach dem Gewitter mache ich dann frisch geduscht einen kurzen Spaziergang durch den kleinen Ort. In einem uralten Haus ist eine kleine Gaststätte. Ich bin der erste Gast an diesem Abend. Kurze Zeit später kommen aber noch mehrere Dorfbewohner. Ihre Sprache, das Rätoromanische, kann ich aber überhaupt nicht verstehen. Eine kleine Käseplatte kostet mich 20 Franken.

Nach dem Essen gehe ich wieder zu meiner Pension. Ich bin der einzige Hausgast. Das Fahrrad steht über Nacht in meinem Zimmer. Nach diesem ersten Tag schlafe ich sehr gut.

km: 144,39
Ø 19,8 km/h
Zeit: 9:24 Stunden
gesamt: 144 km


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