Mittwoch, 10.08.2000

Nach dem Bezahlen suche ich mir ein ruhiges Plätzchen im vorderen Aussichtsdeck, schiebe zwei Sessel zusammen und packe dazwischen mein Gepäck. So läßt es sich recht gut aushalten. Wenn ich den Kopf etwas hebe habe ich eine tolle Aussicht nach vorne. Ringsum liegen ebenfalls überall Mitreisende herum. Nach wenigen Minuten bin ich eingeschlafen.

Vom Anlegen in Sortland bekomme ich nichts mit. Erst im Risøsund werde ich um ca. 04.30 Uhr wach. Das Schiff bewegt sich nur ganz langsam nach vorne in einem unendlich schmalen dunklen Wasserband, das derzeit noch halbseitig durch ein Baggerschiff blockiert ist. Ringsum ist das Meer grünlich, was auf eine äußerst geringe Wassertiefe schließen läßt. Ich hoffe, noch immer im Halbschlaf, daß der Kapitän wacher ist als ich. Dann überkommt mich wieder der Schlaf.

Beim Einlaufen in Harstad gegen 06.45 Uhr werde ich dann richtig wach. Den Rucksack und die Packtaschen verstaue ich in einem Regal. Dann erkunde ich das Schiff. Vom Oberdeck habe ich einen guten Überblick über den Hafen. Es regnet weiterhin leicht und die Sicht ist miserabel.

Zur gleichen Zeit legt ein weiteres Schiff der Hurtigruten an. Es befindet sich auf Südkurs. Nach einer guten Stunde legen wir wieder ab und bewegen uns auf den offenen Vågsfjorden zu, hinüber in Richtung Insel Senja. Der Aufenthalt auf dem Deck ist mir nun zu ungemütlich und ich suche die Cafeteria auf. Frisch gestärkt geht es mir dann richtig gut.


Das Schwesterschiff legt in Harstad an

Beim weiteren Umherlaufen finde ich oben ein rundum verschlossenes Aussichtsdeck. Mit mir laufen eine ganze Menge Franzosen ein. Schnell ergattere ich noch einen Sitzplatz. Kurz darauf trifft das Paar vom Parkdeck ein. Sie nehmen bei mir Platz. Wir kommen ins Gespräch. Er ist Seniorchef eines deutschen Unternehmens und befindet sich im Dauerurlaub. Mit über 70 Jahren hat er sich diesen wohl verdient. Seine Partnerin ist ca. 50 Jahre alt und begleitet ihn zeitweise.

Er ist schon einige Wochen per Rad in Norwegen unterwegs, sie noch nicht ganz so lange. Sie haben schon die Insel Senja, die Küstenstraße, die Lofoten und die Vesterålen beradelt und sind nun auf dem Rückweg nach Tromsø. Meistens übernachten Sie im Zelt. Die letzte Nacht haben sie hier oben auf dem Aussichtsdeck verbracht.

Nach zwei Stunden ist der Vågsfjorden überquert und im anschließenden Tranøyfjorden rücken die Berge wieder näher zusammen. An ihn schließt sich der Sobergfjorden an und an seiner schmalsten Stelle befindet sich um 11.45 Uhr Finnsnes. Bis hierher wollte ich zu Beginn meiner Reise radeln. Das Wetter in der dritten Woche hätte mir wohl einen Strich durch den Plan gemacht. Von Finnsnes führt die einzige Straßenverbindung mit einer riesigen Brücke hinüber zur Insel Senja.

Nach Finnsnes wird der Gisundet durchfahren. Am Ende des Sundet wird die Wasserstraße wieder sehr schmal. Man hört und sieht die Wasserfälle auf der Insel Senja. Wenige hundert Meter über dem Meeresspiegel befindet sich die Schneegrenze. Dann rücken die Landmassen wieder etwas weiter auseinander und der Malagenfjord wird überquert. Es folgt der Rystraumen, der ebenfalls ziemlich schmal ist.


Die verzweigten Wasserstraße Nordnorwegens

Dann fährt die MS Midnatsol in den mächtigen Balsfjorden ein. Nach kurzer Zeit sind die Insel Tromsø und die sie mit dem Festland und den nachgelagerten Inseln verbindenden Brücken zu erkennen. Dann die Eismeerkathedrale. Um 14.30 Uhr wird der Hafen angelaufen und ich verlasse das Schiff. Da es immer noch leicht nieselt, suche ich mir ein Hotel. Die Wahl fällt auf das Polar Hotell, da es den Scan+ Hotel Pass akzeptiert. Dadurch werden die Übernachtungen erschwinglich.


Tromsø - Blick auf die Eismeerkathedrale

Mein Fahrrad verstaue ich in einem Kellerraum. Dann springe ich unter die Dusche. Die Turnschuhe sind immer noch leicht feucht. Dementsprechende Gerüche treten aus ihnen aus. Dann erkunde ich Tromsø. Der größte Teil der Stadt liegt auf der gleichnamigen Insel. Ein weiter Teil befindet sich auf einer Halbinsel, die über einen winzigen Landzipfel mit dem weit entfernt liegenden Festland verbunden ist. Das Hotel steht auf der Insel.

Nach einigem Umherlaufen entdecke ich ein seltsam anmutendes Gebäude. Schon vom Schiff hatte ich es erblickt. Das Gebäude sieht aus wie Dominosteine, die gerade umfallen. In ihnen befindet sich das Polaria, ein Polarmuseum. Wer sich in Tromsø befindet, sollte es gesehen haben. Auf eindruckvolle Weise wird die Fauna und Flora des Nordens erklärt. Im kleinen Kino ist ein gigantischer Film, ähnlich dem am Nordkapp, über Svalbard (Spitzbergen) zu bewundern.

Den Abend lasse ich in einem Restaurant ausklingen. Es hat aufgehört zu regnen und läßt auf besseres Wetter hoffen. Da ich dem Nordpol ein ganzes Stück näher gekommen bin (nur noch 18 Breitengrade), wird es in der Nacht nicht mehr ganz dunkel.

Statistik:
Tageskilometer: 0 km
Höhenmeter:  0 m
Fahrzeit: 0 h
Dauerregen, bedeckt, trüb, kühl
Hurtigruten von
Stokmarknes nach Tromsø

Route der Hurtigruten

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