Skitour 2002
Geilo
(Norwegen - Hardangervidda)
  
  

  

 
 

  

 
In diesem Frühjahr habe ich mal was ganz neues probiert. Da Ryanair fast vor meiner Haustür startet und seit Dezember 2001 massiv mit Billigflügen wirbt, buche ich spontan einen Hin- und Rückflug nach Oslo (Torp) für je 20 Euro. Mit allen Gebühren macht's zusammen 91,50 Euro. Erst danach mache ich mir wirklich Gedanken, wo die Reise hingehen soll. Norwegen kenne ich schon von zwei vorangegangenen Urlauben, die aber jeweils im Sommer waren. Meine bisherigen Skiurlaube gingen auch meist in Richtung Südtirol und dann nur mit Alpinskiern.

Geilo, mein Wunschziel, war schnell ausgemacht. Bei meiner ersten Norwegentour 1998 hatte ich schon einen ersten, positiven Eindruck vom Ort und vor allem von der grandiosen Umgebung. In 1998 war ich nur einen Nachmittag und eine total verregnete Nacht dort.

Da wir ab Weihnachten 2001 für vier Wochen auch bei uns im Hunsrück sehr gute Schneeverhältnisse hatten, konnte ich schon mal das nötige Training mit meinen neuen Langlaufskiern und Schuhen absolvieren. Trotzdem wußte ich noch nicht so richtig, wie ich zwei Paar Ski und 2 Paar Skischuhe mit dem Flugzeug mitnehmen sollte. Diese Entscheidung wollte ich bis ganz zum Schluß vor mir herschieben.

Dann begann die Suche nach den Verkehrsverbindungen zwischen Torp und Geilo. Torp ist auf der großen Norwegenkarte erst gar nicht vermerkt. Die Suche im Internet führte zum Erfolg. Was ich fast vermutet habe. Torp liegt ziemlich genauso Abseits wie Frankfurt/Hahn. Gut 100 km südlich von Oslo am Oslofjord bei Sandefjord und Larvik. Im Gegensatz zu Hahn gibt es in Sandefjord eine Bahnanbindung.

Also wieder ins Internet und Bahntickets buchen. Zu meinem großen Erstaunen, können zur Zeit nur Norweger bei der Norwegischen Staatsbahn buchen. Versuche ich's also bei der Deutschen Bundesbahn. Dort erhalte ich auch eine Buchungsbestätigung, na Prima. Ein paar Tage später trudelt dann eine eMail ein, daß ich mich doch bitte mal telefonisch melden soll. Der Rückruf bringt die große Ernüchterung. Die Bundesbahn ist nicht in der Lage, die Tickets zu beschaffen. Außerdem vermutet man, daß in der Nacht, für die ich meine Rückfahrt geplant habe, der Zug wohl nicht fährt. Nichts Genaues weiß man aber nicht.

Mein örtliches Reisebüro kann mir auch nicht weiter helfen. Also beginnt die Suche im Internet erneut. Da ich die Seiten der Norwegen-Freunde schon länger kenne, poste ich ins Forum. Prompt erhalte ich eine Antwort von Frau Christina Becker. Sie erklärt sich direkt bereit, die erforderlichen Verbindungen zu suchen und mir die notwendigen Tickets zu besorgen. Nach dem Abstimmen der Termine, erhalte ich ganz problemlos alle erforderlichen Unterlagen. Parallel dazu habe ich alle verfügbaren Hotels in Geilo angemailt. Drei davon haben auch ein Angebot gemacht. Meine Entscheidung fiel auf das Highland Hotel.

So warte ich gespannt auf den Tag der Abreise.

Am Samstag, 16. März 2002 geht's los. Mit dem gewünschten Minimalgepäck, ein Rucksack, eine Reisetasche, ein Stiefelsack mit zwei paar Skischuhen und einem Skisack mit zwei paar Skiern stehe ich am Terminal der Ryanair auf dem Flugplatz Hahn. Die Ski fliegen pauschal für 22 Euro. Der Rest ist leichter als 20 kg und fällt unters Freigepäck. Pünktlich um 10:25 Uhr hebt die fast volle Maschine ab. Die Landung in Torp erfolgt 15 Minuten früher als geplant. In Torp sieht's noch ziemlich wild aus. Dort werden gerade zwei neue Terminals und ein Hotel gebaut. Ein Gepäckband, das einfach mitten in der Halle endet, befördert alles Gepäck ziemlich wild in die Halle.

10 Minuten später habe ich das Gebäude verlassen und stehe am Taxistand. Von dort geht's in knapp 10 Minuten zum Bahnhof nach Sandefjord, der aus einem kleinen Gebäude und zwei Gleisen besteht. Ansonsten ist die Strecke einspurig. Um 14.00 Uhr trifft der Zug nach Drammen ein. Dort habe ich Aufenthalt von 15.10 Uhr bis 16.49 Uhr. Weiter geht's mit der bekannten Bergenbahn.

Die Aussicht aus dem Zug ist phantastisch. Je weiter es ins Inland geht, um so beeindruckender wird die Landschaft. Kurz nach Nesbyen, auf Höhe eines einsamen Bauernhofes kommt es dann zum unvermittelten Stopp auf freier Strecke. Wir sind mit irgend etwas kollidiert, das vom kompletten Zug überrollt wird. Es muß sich um etwas ziemlich kompaktes handeln, da man die Schläge durch den kompletten Zug spürt. Nach kurzem Halt gehen einige Bahnbedienstete ans Heck des Zuges und der Zug setzt sich langsam rückwärts in Bewegung um die Bahnstrecke zu kontrollieren. An der Kollisionsstelle stehen wir einige Minuten. Dann wird die Fahrt in Richtung Geilo fortgesetzt.

Kurz nach 20.00 Uhr erreicht der Zug mit 25 Minuten Verspätung Geilo. Es ist dunkel und die beleuchteten Skipisten hinterlassen einen tollen ersten Eindruck. Zudem schneit es leicht, was die Stimmung noch verstärkt. Wenige Minuten nach einem Anruf im Hotel werde ich abgeholt. Einige weitere Urlauber, die ebenfalls im Zug waren, aber zu anderen Hotels möchten, werden ebenfalls von dem freundlichen Hotelangestellten mitgenommen.

In wenigen Minuten habe ich das Zimmer bezogen und die Ski im Skikeller verstaut. Es erwartet mich das gute, norwegische Abendessen. Nach einem Getränk an der Bar falle ich ziemlich müde ins Bett. Bis jetzt hat alles wunderbar funktioniert.

Sonntag, 17. März 2002

Der Wecker klingelt kurz vor 7.00 Uhr. Der einzige deutschsprachige Fernsehsender ist RTL. Dadurch kann ich das Formel 1 Rennen von Sepang live sehen. Zwischendurch gehe ich zum Frühstücken. Es gibt ein großes Frühstücksbuffet mit Allem, was Herz und der Magen begehren. Kurz vor dem Rennende bin ich dann wieder im Zimmer.

Heute will ich es ziemlich ruhig angehen lassen und beim alpinen Skifahren die Landschaft erkunden. Den Skibus benötigt man nicht, obwohl er direkt vor der Eingangstür hält. Ich gehe zu Fuß die wenigen hundert Meter zum Slaatta Skisenter. Dort stehen drei kleine Hütten und etwas abseits noch eine Skihütte. Den Skipaß für beide Skigebiete Geilo's kann ich hier erwerben. Der Skipaß wird, wie aus den Alpen gewohnt, auf meine Swatch Access geladen. Das erleichtert das viele Liften sehr.

Den Rest des Tages verbringe ich mit der Erkundung des kleinen und doch zum Teil anspruchsvollen Skigebietes. Der maximale Höhenunterschied beträgt halt nur 270 Meter und die längste Piste ist 1.600 Meter lang. Dafür entschädigt die umliegende Bergwelt, der strahlende Sonnenschein und der frische Pulverschnee.

Was mir heute schon auffällt ist, daß sich unter die Alpinen immer wieder Langläufer mischen. Für mich ein total ungewohntes Bild. Sie hängen in den Schleppliften, wie auch in den Sesseln. Oben angekommen, verschwinden sie auf dem weitläufigen Loipennetz des Fjells.

Bis 16.00 Uhr halte ich mich im Skigebiet und in den Hütten auf. Dann laufe ich zurück zum Hotel. Mittlerweile ist es stark bewölkt, der Wind frischt auf und erste Schnee- und Graupelschauer pfeifen durch die Gassen. Den Abend verbringe ich im Hotel. Draußen schneit's.

Montag, 18. März 2002

Am Morgen sieht es noch ziemlich trüb aus. Der Neuschnee bedeckt alles. Mit großen Baggern wird gegen die Schneemassen angegangen. Nach dem Frühstück blinzelt die Sonne schon durch die Wolken. Es sieht nach einem tollen Skitag aus. Mit dem Skibus fahre ich ins Vestlia Skisenter, ca. 2 km entfernt, auf der südlichen Talseite. Der Lift ist bei meiner Ankunft noch nicht in Betrieb. Da bietet sich doch eine Abfahrt auf wundervollen Pulverschneepisten an. Klasse.

Wie auf der nördlichen Talseite, bin ich auch hier meist allein auf der Piste. Gedränge gibt es nicht. Im oberen Bereich ist ein Filmteam zu Gange. Da sie das ganze Material mit Motorschlitten nach oben gebracht haben und die Spuren sich auf dem Film nicht gut machen, rufen sie spontan alle erreichbaren Skifahrer, um die Spuren zu beseitigen.

Auch hier sind immer wieder Langläufer im Lift zu sehen. Im Sessel vor mir liftet ein älteres Ehepaar. Schon beim Einsteigen fällt sie aus dem Lift. Beim zweiten Versuch sitzt sie dann wohlbehalten. Interessant wird's beim Aussteigen. Dort versetzt ihr der Sessel noch den nötigen Schwung und schwups liegt sie mitten im Ausstiegsbereich. Alle Versuche aufzustehen scheitern. Ihr Mann steht genauso wacklig auf seinen Skiern und kann ihr beim besten Willen nicht helfen. Da der Lift noch läuft, werde ich dann in das Gewusel hinein geschoben. Mit vereinten Kräften bekommen wir die arme Frau wieder auf die Beine.

Diese Szene macht mich dann doch ziemlich unsicher. Wie wird es mir beim Langlauf ergehen. Dann werden die Anderen was zu Lachen haben. Am meisten Sorgen mache ich mir aber um die Abfahrten. Das wird bestimmt heiß, wo es mir doch im heimischen Idarwald oft genug schon fast zu steil ist und meine dortigen diesjährigen Abfahrtsversuche auf der Alpinpiste absolut nicht von Erfolg gekrönt waren.

Den Rest des Tages vergnüge ich mich dann noch in der Halfpipe, den ziemlich wilden Buckelpisten und dem tollen Boarderpark. Den Rückweg nach Geilo trete ich über die Skatingpiste an. Das gibt schon mal die Einstimmung für Morgen.

Dienstag, 19. März 2002

In der Nacht hat es wieder geschneit. Wieder ist alles weiß. Nach dem Frühstück werden die Langlaufskier gepackt und ich marschiere Richtung Slaatta Skisenter. Meine Skischuhe sind auf den vereisten Wegen eine wahre Katastrophe. Fast nicht zu gebrauchen. Als gehen kann man das wirklich nicht bezeichnen. Aber auch daran gewöhnt man sich.

Am Schlepplift angekommen, bin ich mir immer noch nicht so sicher, ob ich mich einhängen soll. Langlaufskier haben nämlich die tolle Eigenschaft, daß sie auf glatten Pisten quer genauso schnell und unkontrolliert fahren wie in Fahrtrichtung. Oben komme ich auch ziemlich verkrampft an. In den zweiten Schlepper hänge ich mich nicht ein. Zwei Tage zuvor hatte ich die nächste Besonderheit gesehen. Diesen Lift sollen die Langläufer nicht oben, sondern in einem saumäßig steilen Waldabschnitt verlassen. Gekennzeichnet ist dieser Bereich mit Utgang 1 und Utgang 2. An diesen Stellen möchte ich noch nicht mal mit den Alpinski aussteigen. Das hätte höchstwahrscheinlich einen kapitalen Sturz zur Folge und die Nachfolgenden Skifahrer würden gleich mit abgeräumt. Wer aber nicht aussteigt, der landet auf einer Roten Piste und darf den halben Berg abfahren.

Also tue ich was für die Gesundheit und steige über die Piste aufwärts. Nach ca. 20 Minuten gelangt man über eine schmale und steile Loipe nach Havsdalen. Dort hänge ich mich wieder in einen Schlepper ein. In Havsdalen erreicht man die Baumgrenze und der Lift zieht einen hinauf auf's einsame Fjell, die Havsdalshovda. Dort beginnt die Loipe, zumindest befand sie sich gestern noch dort.

Heute liegen hier gut 30 cm Neuschnee und von der Schneekatze ist nichts zu sehen. Vor mir kämpft sich eine Familie durch den Schnee, verteilt auf bestimmt einen Kilometer. Mutter und Tochter überhole ich zuerst. Beide sehen ziemlich genervt aus. Der jüngste Sohn folgt wenige Minuten später. Auch er hat heute wohl keine Lust. Der Vater rennt vorne weg. Da er ja neu spuren muß, erreiche ich ihn an der nächsten Loipenkreuzung.

Hier war die Schneekatze schon unterwegs. Traumhafte Pistenverhältnisse. Ich fahre nun alleine über's Fjell hinweg zu der einige Kilometer entfernten Vestreim Hütte. Von rechts aus einem weiteren Tal nähert sich der Hütte Gruppe um Gruppe in höllischem Tempo. Im ganzen Tal wimmelt es nur so von Menschen. Als ich die Hütte erreiche sehe ich, daß es sich um Schüler handelt.

Ich kehre kurz in der Hütte ein. Der Wirt ist sehr freundlich. Nach dem Kartenstudium verlasse ich die Hütte auf dem gleichen Weg, den ich gekommen bin. Wieder an der Kreuzung, laufe ich in Richtung Westen weiter, genau auf das markante Hallingskarvet, ein sehr markantes Felsmassiv und Wahrzeichen von Geilo, zu. Hier sammle ich erste Klettererfahrung. Es folgen einige Anstiege und leichte Abfahrten. Ziel ist jetzt die Prestholtseter Hütte. Um die Mittagszeit habe ich sie erreicht. Auch hier kehre ich kurz ein.

 


Die Prestholtseter
So müßten die
Loipen immer sein


Ungespurte Loipe am
Rande des Hallingskarvet
 oberhalb von Ustaoset

Die Prestholtseter
eine einsame Almhütte
 am Fuße des Hallingskarvet

Westlich der Hütte folgt noch ein gut 10 km langer Rundkurs mit knackigen Anstiegen und Abfahrten. Man streift auch kurz die weitläufige Ortschaft Ustaoset. Langsam werde ich mutiger. Am späten Nachmittag bin ich wieder am oberen Ende des Alpinskigebietes von Geilo. Der Sessellift läuft noch. Glück gehabt, so komme ich um meine erste Talabfahrt herum. So mutig bin ich doch noch nicht und komme unbeschadet ins Tal. Nur das Aussteigen geht beinahe schief. Diese glatten Langlaufschuhe!

Die restlichen Meter laufe ich wieder zu Fuß und lerne dabei, daß man tunlichst nicht auf die weißen Streifen der Zebrastreifen tritt. Die sind nämlich gefroren mit der Folge (siehe oben).

Ab mittags bin ich im strahlenden Sonnenschein gelaufen. Hoffentlich bleibt es so. Nach dem Abendessen gehe nochmals durch Geilo. Es ist ziemlich kalt und der Wind hat auch merklich aufgefrischt. So treibt es mich schnell zurück ins warme Hotel.


Tour 1

Mittwoch, 20. März 2002

In der Nacht hat der Wind stark zugenommen. Die Böen knarren ganz schön im Holzgebälk. Aber es ist sonnig und nur ganz leicht bewölkt. Die Temperatur liegt ein paar Grad unter 0. Nach dem Frühstück verpasse ich zuerst mal den Bus. Das ist aber weiter kein Problem, da er eine Runde durch den Ort dreht. So brauche ich nur 200m zu gehen um doch noch einsteigen zu können. Heute geht's wieder nach Vestlia. Der Lift steht noch. So kann ich in Ruhe die Skier wachsen und mich gut einpacken.

Pünktlich um 09.30 Uhr fahre ich hinauf auf's Fjell. Eine Minute vom Lift entfernt ist man schon völlig allein. Die Grundrichtung führt mich heute zuerst nach Südwesten, hinauf zur Hardangervidda. Die ersten Kilometer läuft man noch zwischen leichtem Gestrüpp umher. Es hat auch ein paar kurze, steile Aufstiege und Abfahrten. Auch heute Morgen überholt mich eine Schulklasse. Kurz nachdem sie mich überholt haben, biegen sie ins unverspurte Gelände ab. Ich folge weiter der markierten Loipe. Nachdem ich die Baumgrenze überschritten habe, gibt es keine Loipe mehr. Der jetzt schon ziemlich starke Wind hat alles verweht. Zu erkennen ist der Weg fast nur noch an den Reisern, die im Abstand von 30 bis 50 Metern die Richtung markieren.


Skihütte Grønebakken

Jetzt ist auch kein Mensch mehr zu sehen. Auf der Karte ist eine Hütte, die Grønebakken, vermerkt. Sie ist heute nicht bewirtet. Im Windschatten lasse ich mich auf einer Bank nieder und Esse und Trinke erst mal. Der Wind ist mittlerweile zum ausgewachsenen Sturm geworden. Da die Loipe jetzt nach Süden führt, treibt mich der Sturm vor sich her. Das ist sehr angenehm. Der Zustand hält aber nicht lange an. Ich umlaufe einen Gebirgszug und habe dann den Sturm genau von vorne. Das Schneetreiben ist unglaublich. Hier kann man sich Sonnenbrand und Erfrierungen gleichzeitig holen. In den Böen fällt das Atmen schwer, da man ständig den feinen Schneestaub einatmet. Auf den nächsten Kilometern begegnet mir ebenfalls kein Mensch mehr.
 

Im Sturm

Wo geht's lang

Unterwegs Richtung
Tuva

Einsame Siedlung
Tuvaseter

Im Sturm verliere ich das Gefühl für Entfernungen total. Es dauert eine Ewigkeit, bis ich die nächste Hütte, die Tuvaseter, erreiche. Da die Mittagszeit schon vorbei ist und ich noch nicht die hälfte der Strecke geschafft habe, kehre ich nicht ein. Von der Tuvaseter geht es weiter in nördlicher Richtung. Zwei kleine Bergrücken sind zu überschreiten. Dann folgt eine rasante Abfahrt hinunter nach Verpestølen, einer weiteren Hütte, am südlichen Ufer des Ustevatn. Auch hier kehre ich nicht ein und überquere den See, hinüber nach Ustaoset. Dort kehre ich in der Tankstelle, in der Nähe des Bahnhofs kurz ein, um mich mit neuen Getränken zu versorgen.


In Ustaoset

Die nächsten 4,5 km führen mich hinauf auf's Fjell, zum Fuße des Hallingskarvet. Sie sind die Anstrengensten meines bisherigen Lebens. Der Sturm hat weiter zugenommen. Von der Hochfläche des Hallingskarvet kommen enorme Fallwinde. Schritt für Schritt aufwärts und nur in der Krätsche, sonst geht's rückwärts. Nach gut einer Stunde bin ich oben. Am gleichen Punkt stand ich gestern, nur wieder erkennen tue ich ihn nicht. Ich laufe nun den gestrigen Rundkurs in umgekehrter Richtung. Deshalb kommt der Sturm jetzt von links. Auch recht lustig. Zwischen den Gebäuden der Prestholtseter haben sich gewaltige Schneeverwehungen gebildet. Hab ich leider zu spät gesehen und so muß ich durchsteigen. Trotz Skiern reicht mir der Schnee bis zum Bauch.

Langsam bläst mir der Wind in den Rücken und das Fahren geht ohne Anstrengung. Es geht schnell in Richtung Geilo und die letzten 10 km führen nur noch bergab. Heute bleibt mir die Talabfahrt nicht erspart. Da die Sonne langsam unter geht sind die Lifte außer Betrieb. Ab Havsdalen bin ich wieder von Sträuchern und Bäumen umgeben. Hier hat der Sturm kaum noch eine Chance.


Fast am Ziel

Ich hoffe, es hat mir niemand bei meinen ersten Abfahrtsversuchen zugesehen. So krumm habe ich noch nicht mal im Alpinskikurs auf den Brettern gestanden.

Glücklich und zufrieden erreiche ich das Hotel. Die warme Dusche tut unglaublich gut und das Abendessen schmeckt doppelt gut. Morgen lege ich wohl einen Ruhetag auf den Abfahrtsskiern ein.


Tour 2

Donnerstag, 21. März 2002

Die ganze Nacht über höre ich, wie der Wind ins Tal hinein bläst. Jede Fallböe wird mit dem Knarren im Gebälk beantwortet. Am Morgen steht mein Entschluß fest. Ich fahre alpin. Nach dem Frühstück hole ich die Abfahrtski aus dem Keller und gehe den kurzen Weg hinauf zu den Liften. Es stürmt ziemlich kräftig aus Nord bei leicht bewölktem Himmel. So bleibe ich meist innerhalb des Waldes oder auf der windgeschützten Südseite. Am Nachmittag gehe ich zurück ins Hotel um nach dem Duschen noch einige Einkäufe zu tätigen. Nach dem Abendessen gehe ich nochmals in den Ort. Es ist bitter kalt. Der Wind ist immer noch sehr stark.
 
Impressionen aus dem Skigebiet

Freitag. 22. März 2002

Ehrlich gesagt, finde ich in diesem Urlaub Alpinski ziemlich langweilig. So packe ich heute abermals meinen Rucksack und schnappe mir die Langlaufskier. Als ich aus dem Skikeller heraus komme, fährt der Skibus abermals gerade ab. Irgend etwas stimmt wohl mit dem Fahrplan nicht. Da ich die Prozedur ja mittlerweile kenne, laufe ich die 200m zur nächsten Haltestelle und fünf Mitnuten später kommt der Bus.


Auf dem Weg ins Fjell am Gipfel des Vestlia Skisenters

Startpunkt ist heute wieder das Vestlia Skisenter. Nach dem Wachsen steige ich in den Sessellift. Es ist heute fast windstill, im Westen sonnig und im Osten stark bewölkt. Die Grenze verläuft an meinem Startpunkt. Nach wenigen Kilometern passiere ich die Hakkesetstølen Hütte.


Wegweiser an der Hakkesetstølen Hütte

Kurz darauf gelange ich in die weitläufige Ortschaft Kikut. Von dort führt mich eine Loipe weiter nach Ruperanden, einer Fjellhütte mit phantastischer Aussicht. Auf der Loipe hinauf zur Hütte überhole ich eine größere Gruppe Langläufer. Oben in der Hütte stellt sich heraus, daß sie zu einer deutschen Busreisegesellschaft gehören. Mit ihnen unterhalte ich mich einige Zeit. Während der Pause in der Hütte kommt auch die ersehnte Schneekatze, um die Spur wieder herzurichten. Leider fährt sie zurück nach Geilo und hat für mich keinen weiteren Nutzen.

Die Hütte ist erst zwei Jahre alt. Die Wirtsfamilie ist sehr nett. Hier werde ich noch öfters einkehren. Nach der Pause fahre ich auf dem kürzesten Weg hinab ins Skurdalen. Die Abfahrt ist recht anspruchsvoll und ziemlich schmal. Das Skurdalen besteht aus vielen aneinander gereihten Seen, beginnend mit dem Skurdalsfjorden, gefolgt vom Holmevatnet und dem Hyrnekuven. Ich bleibe etwa 100 Meter oberhalb der Seen und folge dem Gamle Skurdalsvegen nach Südosten. Er ist sehr schmal und führt von Gehöft zu Gehöft. Wegen der Schmalheit kann er noch nicht einmal von einem Motorschlitten gespurt werden. Die Ausschilderung erfolgt mit Täfelchen, die mit einer Schnur an Bäumen und Sträuchern befestigt sind. Mehrmals verliere ich den Weg. Besonders auf den Lichtungen, auf denen sich die Höfe befinden, ist die Orientierung schwierig.

Nach einigen Kilometern, die meist leicht abwärts führen, erreiche ich die Lysløype, die zur Lia Fjellstue führt. Dort treffe ich um 12.15 Uhr ein. Die Lia Fjellstue ist ein Hotelbetrieb mit angeschlossener Hüttenvermietung. In den Gasträumen ist Platz für weit über 100 Personen. Zum Mittagessen finden sich heute aber nur 5 Personen ein. Direkt oberhalb der Fjellstue befindet sich ein kleines Alpinskigebiet.


Die Lia Fjellstue

Nachdem ich viel getrunken und etwas gegessen habe, steige ich über die flachste Abfahrtpiste wieder hinauf zum Fjell. Den Lift lasse ich Lift sein. Von hier sind es etwa 10 km zurück nach Ruperanden. Die Loipe steigt zuerst auf zur Halldishovda, überquert dann die Bekretjornhovda um dann mit überwältigender Aussicht über eine weitläufige Hochfläche zurück nach Ruperanden zu leiten. Auf dieser Strecke bin ich absolut allein unterwegs. Erst kurz vor Ruperanden begegnen mir wieder Personen. Ruperanden selbst ist bis zum letzten Platz gefüllt. Auch vor der Hütte sitzen eine Menge Personen. Es ist jetzt 14.30 Uhr.
 

Na, wie denn jetzt?

Ruperanden

Blick in Richtung Geilo

Ich lege nochmals eine kurze Pause ein. In den letzten Stunden hat es immer mal wieder leicht geschneit. Im Westen scheint seit heute Morgen ununterbrochen die Sonne. Ab der Hütte habe ich dann eine bestens gespurte Loipe. Die nächsten drei Kilometer bringen mich wieder unter die Baumgrenze. In einer kurzen Abfahrt gelange ich zu einer Abzweigung. Überzeugt, daß ich das Hinweisschild richtig gelesen habe, biege ich nach rechts ab. Die Loipe führt durch eine tolle Landschaft, immer leicht bucklig. Nach ca. 2 km hört die präparierte Loipe auf. Nun sehe ich mir doch die Karte mal genauer an und muß feststellen, daß ich auf dem besten Weg zum Sangefjellet bin, einer weiteren Tagestour.


Der "Übeltäter"

Für heute bleibt mir nichts anderes übrig als umzukehren. Nach weiteren Kilometern gelange ich zu einer richtig tollen und breiten Abfahrtspiste. Die macht Spaß. Es geht ziemlich flott durch den Wald hinab nach Geilo. Da es noch recht früh am Nachmittag ist, laufe ich nicht direkt zum Hotel, sondern laufe noch die Lysløype von Geilo. Um 17.00 Uhr erreiche ich das Hotel. Mit der heutigen Leistung bin ich recht zufrieden. Es sind gut 40 km zusammen gekommen.


Traumhafte Abfahrt hinab nach Geilo

Den Abend verbringe ich wie gewohnt im Hotel, zuerst im Speisesaal und danach noch einige Zeit an der Bar. Da ich jetzt so langsam ein Gefühl dafür bekomme, wie große Strecken ich pro Tag zurück legen kann, plane ich eine neue Strecke für den nächsten Tag. Die Alpinski werden immer unwichtiger.


Tour 3

Samstag, 23. März 2002

Am Morgen weckt mich strahlend blauer Himmel. Außerdem ist es fast windstill. Nach dem Frühstück wird schnell der Rucksack gepackt und ich verlasse das Hotel um 09.15 Uhr. Pünktlich zum Liftstart bin ich am Sessellift des Taubanen Skisenter. Von dort geht es zunächst leicht abwärts ins obere Havsdalen und dann über einen langen Sattel hinüber nach Vestreim. An dieser Hütte ist heute Morgen noch kein Mensch zu sehen.

Hier verlasse ich die gespurte Loipe und folge den Reisigstecken hinauf in ein noch einsameres Hochtal. Ich folge jetzt erstmalig einer Loipe, die auf der Karte nur noch gestrichelt eingezeichnet ist. So sieht sie auch aus. Links und rechts der Stecken sind vereinzelt Spuren im verharschten Schnee zu sehen. Nach ca. einer Stunde befinde ich mich direkt am nordöstlichen Fuß des Hallingskarvet. Die fast senkrechten Wände sind sehr beeindruckend.

 

Der Aufstieg

Auf dem Fjell

Sommerbrücke

Während einer Pause höre ich in der Ferne einen Motorschlitten. Die Richtung kann ich noch nicht ausmachen. Nach einigen Minuten nähert sich der Hüttenwirt von Vestreim. Er zieht ein kleines Loipenspurgerät hinter seinem  Motorschlitten her. Er schafft damit die Verbindung von Geilo zum Hallingskarvet Skisenter und dem dort angebundenen Loipensystem. Er grüßt kurz im Vorbeifahren.

Ich setze mein Tour auf der Hochfläche fort. Nach ca. 15 Minuten kommt mir der Wirt wieder entgegen. Er hält an und fragt, wohin ich möchte. Eigentlich hatte ich geplant, nur bis zur nächsten Abzweigung zu fahren. Er sagt mir aber, daß dort ein bestens gespurter Rundkurs von ca. 10 km Länge ist. Den solle ich doch unbedingt laufen. Auf meiner Karte kann ich keinen Rundkurs erkennen und lasse mich überraschen. Nach kurzem Gespräch verspreche ich ihm, auf dem Rückweg noch in seiner Hütte einzukehren.

Von der Hochfläche geht es nun leicht hinab in ein größeres Becken. Im Anfahren wundere ich mich noch, daß einige Skispuren dem Hang nach links folgen. 100 Meter später nach einer Rolle vorwärts weis ich warum.

Die nächsten Kilometer verläuft die Loipe mehr oder weniger in diesem Becken. Eine einsame Sommerbrücke abseits der Loipe gibt einen Hinweis, wie unwegsam und sumpfig das Gelände im Sommer sein muß. Kurz vor der Abzweigung begegnet mir dann der erste Skifahrer des heutigen Tages. Wir sprechen kurz miteinander. Er erkundigt sich nach den Bedingungen hinüber nach Vestreim.


Ein Blick zurück

An der Abzweigung biege ich nach rechts ab. Links beginnt gerade eine größere Gruppe mit dem Aufstieg hinauf zum Hallingskarvet. So etwas kann ich mir noch nicht vorstellen. Meine Loipe geht nun über einen See und steigt dann wieder an zu einem Sattel. Nach dem Sattel beginnt eine meist ziemlich breite und ziemlich steile Abfahrt. Zum Teil sind sehr enge Kurven eingebaut. Nach weiteren Kilometern finde ich mich dann mitten auf der Alpinpiste des Hallingskarvet Skisenter. In weiten Bögen fahre ich zu Tal und versuche einigermaßen ordentlich auf den Skiern zu stehen. Total geschafft komme ich dann zur Skihütte.

Dort kehre ich erstmal zum Mittagessen ein. Es ist 13.00 Uhr. Knapp die Hälfte der Tour ist geschafft. Um 13.30 Uhr geht's zum Schlepplift. Den Aufstieg will ich nicht zu Fuß machen. Es sind 500 Höhenmeter zu bewältigen. In zwei Sektionen, getrennt durch eine kurze Abfahrt, führt der Schlepper nach oben zu einem Kamm. Dort liegen überall Skifahrer im Schnee und genießen die Sonne und die überwältigende Aussicht.

 

Blick vom Kamm

Schöne Abfahrt

Der Weg zurück

Die Loipe bewegt sich in den nächsten Kilometern mehr oder weniger in der Nähe der Kammlinie um dann in schneller Abfahrt hinab in das schon bekannte Hochtal zu führen. Nach weiteren 2 km bin ich wieder an der Abzweigung nach Vestreim. Jetzt weis ich, was Norweger unter einem schönen "Rundkurs" verstehen und warum die Loipe bei mir nicht durchgehend eingezeichnet ist.

Weiter geht's in Richtung Vestreim. An fast der gleichen Stelle begegnet mir wieder der Skifahrer vom Vormittag. Wir sprechen wieder kurz miteinander. Bis nach Vestreim begegnen mir dann doch noch ein paar Langläufer und ein Hund der wohl der Meinung ist, daß ich während einer zügigen Abfahrt mit ihm spielen soll. Das geht gerade nochmals gut.


Die Sonne verschwindet

In Vestreim angekommen, setzt sich der Wirt zu mir an den Tisch. Ich berichte ihm, wie mir die Tour gefallen hat. Da ich meine Karte auf dem Tisch liegen habe, schlägt er mir eine weitere Tour vor. Sie beginnt mit einer Busfahrt zu fast der gleichen Stelle, wo ich heute Mittag war. Von dort erfolgt dann ein Anstieg mit den Skiern hinauf ins Hallingskarvet zur Lordehytta. Dann folgt eine Abfahrt hinüber nach Haugastølen. Dort kann ich dann den Bus nach Geilo nehmen. Den Rückweg mit den Skiern würde ich wohl zeitlich nicht packen.

Meine Einwendungen, daß ich ohne Stahlkanten doch nicht quer durch ein Gebirge könne beantwortet er mit: "Das machen hier alle so. Das ist überhaupt kein Problem". Na ein paar Gedanken mache ich mir doch noch mit den Erfahrungen des "Rundkurses" im Hinterkopf.

In der Hütte befinden sich noch einige Gäste. Ein älteres Paar war heute mit normalen Langlaufskiern oben auf den ausgedehnten Hochflächen des Hallingskarvet und des Prestholtskarvet. Das zerstreut meine Bedenken etwas.

Der geplante ruhige Rückweg nach Geilo gestaltet sich dann als Wettlauf bis nach Havsdalen. Alle Gäste brechen wie auf Befehl fast gleichzeitig auf und keiner will der Letzte sein. Davon lasse ich mich auch anstecken. Durch und durch naß geschwitzt komme ich in Havsdalen an. Von dort geht's wieder über die Alpinpisten nach Geilo. Das Hotel erreiche ich um 17.45 Uhr. Gut 50 km habe ich heute zurück gelegt. Zufrieden springe ich unter die Dusche.


Noch einige Kilometer bis Geilo

Heute hat sich das Hotel kräftig gefüllt. Es ist voll belegt. Schon am Morgen hat man mir mitgeteilt, daß das Abendessen in zwei Etappen durchgeführt wird. Ich hatte mich zum Glück für die zweite um 20.00 Uhr angemeldet. Da mir ein fester Platz für die Zeit meines Aufenthalts zugewiesen wurde, muß ich mich glücklicherweise nicht in die lange Schlange am Eingang zum Speisesaal einreihen. Ab heute gibt es kein festes Abendessen mehr. Es gibt jeden Abend ein Buffet mit viel Fisch und vielen anderen sehr guten Speisen. Sehr zu empfehlen.


Tour 4

Sonntag, 24. März 2002

Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Das muß genutzt werden. Also, Frühstücken, Packen, Ski wachsen und los zum Taubanen Skisenter. Pünktlich um 09.30 Uhr stehe ich am Lift. Für heute habe ich mir die Sturmtour in umgekehrter Richtung vorgenommen mit einer Variante über die Embretstølen Hütte. Auch hier kommen wieder etwa 50 km zusammen.

Bis zur Abzweigung an der Hestehovda hinter der Prestholtseter ist mir die Strecke bekannt. Dann kommt die Variante, die zusätzliche 8 km über Embretstølen bringt. In der Hütte kehre ich von 12.15 Uhr bis 12.45 Uhr ein. Bis hierher war ich noch ziemlich allein unterwegs. Die Hütte und alle Bänke davor sind ziemlich belegt. Auf der Loipe von der Hütte hinab nach Ustaoset herrscht Hochbetrieb. Familien mit Kinder und Hunden belegen die komplette Piste. Mit so was habe ich nicht gerechnet.

In dem Gewusel muß ich zum Glück nicht lange laufen. Ustaoset will ich heute umgehen. Ich nehme den Weg hinab  über die Halbinsel Uggen. Dann ist der Ustevatn Stausee zu überqueren. Ab der Verpestølen Hütte habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf den nächsten drei Kilometern ist ein steiler Anstieg zu bewältigen, hinauf zur Hardangervidda. Nach insgesamt fünf Kilometern ist die Tuvaseter erreicht. Es ist 15.00 Uhr. Gut 20 Kilometer habe ich noch vor mir. Ich kehre für eine halbe Stunde zur Stärkung in der Hütte ein. Die Hütte ist noch komplett voll.

Wieder in der Loipe erkenne ich die Landschaft aus dem Schneesturm von letztem Mittwoch kaum wieder. Auf der Strecke von Tuva zum Grønebakken sind nur noch wenige unterwegs. Das macht richtig Spaß. In der Grønebakken Hütte kehre ich nicht ein, da es doch stark auf den Abend zugeht. Die abschließende Abfahrt hinab nach Vestlia erfolgt über die Pariserløype. Die ist ganz schön schmal und kurvenreich. Ich finde aber immer mehr Spaß daran.
 

Wegweiser

Embretstølen-Hütte

Weg hinab nach Ustaoset

Tuvaseter

Blick zur Tuvaseter
und über die Hardangervidda

Pariserløype nach Geilo

Beim Erreichen des Hotels nähert sich die Sonne dem Horizont. Hat vom Timing genau gepaßt. Beim Abendessen herrscht wieder ziemliches Gewusel, das auch den Rest der Woche anhält.


Tour 5

Montag, 25. März 2002

Ruhetag.
Beim Blick aus dem Fenster am Morgen beschließe ich heute mal so gut wie nichts zu machen. Es ist bedeckt und ziemlich windig. Also wird ausgiebig gefrühstückt. Nach dem Frühstück gehe ich zum Einkaufen. Dann ins Fremdenverkehrsamt. Das kenne ich noch von 1998. Bis nach Mittag verbringe ich dort die Zeit mit Lesen. Dann unternehme ich noch einen Bummel durch den Ort und diverse Sportgeschäfte. Den Rest des Tages schreibe ich Karten bei Kaffee in der Hotelbar und plane die Tour für den nächsten Tag.

Dienstag, 26. März 2002

Auch heute Morgen habe ich viel Zeit. Es ist windig und wolkenlos. Nach dem Frühstück gehe ich um 09.30 zum Bahnhof. Von dort fährt um 09.40 ein Bus über Hol ins Sudndalen und weiter bis zum Tunnel am Geiteryggen. Ich verlasse den Bus  an der Tankstelle in Myrland gegen 11.15 Uhr. Später merke ich, daß ich eine Haltestelle zu früh ausgestiegen bin für meine Tour. So fahre ich die ersten Kilometer über einen geräumten Feldweg bis zum Beginn meiner Loipe. Auch spätere Ausstiege mit Überquerung des großen Strandavatnet sind problemlos möglich und sogar noch etwas leichter.

Die ersten Kilometer führt die Loipe entlang der RV 50. Bei  Einsetlie zweigt sie nach Südwesten zur Staumauer des Strandavatnet ab. Ich folge dem Stryknasfjorden. Es geht ständig auf und ab obwohl oder gerade weil die Loipe der Uferlinie folgt. Mehrfach überhole ich oder werde überholt von einem Paar mit einem Kind im Pulk. Ein Pulk ist ein geschlossener Kunststoffschlitten um Kinder oder auch Material zu befördern. Irgendwann kommen wir dann ins Gespräch.

Ich erzähle ihnen, daß ich hinauf zur Lordehytta möchte. Daraufhin erklären sie mir, daß ich dann besser ihnen noch ein Stück und nicht der Uferlinie, wie im Plan eingezeichnet, folgen soll. Nach ca. einem Kilometer überschreiten wir die Baumgrenze. Von dort zeigen sie mir den Aufstieg. Die Erklärung des Weges ist ganz toll. Der höchste Punkt ist das vorläufige Ziel. Egal wie ich ansteige, ob in Zickzacklinie oder gerade, spielt keine Rolle. Irgendwie muß ich nach oben. Alles läuft auf einem Punkt der jetzt noch nicht sichtbar ist, zusammen.

Ich bedanke mich bei ihnen und dann geht's los. Vom See bis zur Hütte sind ca. 700 Höhenmeter auf einer Strecke von 9 Kilometern zu überwinden. Die ersten zwei bis drei Kilometer gehen steil auf festem Firn nach oben. Das läuft sich ganz gut, obwohl die Ski nicht einsacken und gerne nach den Seiten ausbrechen. Dann folgt ein längeres flaches Stück um an einem kleinen Hügel auf den eigentlichen Weg zu treffen. Vor dem Hügel habe ich mich schon gefreut, daß der Aufstieg doch einfacher als erwartet ist. An der ganzen Sache stört mich nur, daß der Höhenmesser nur 1.450 statt der erwarteten 1.650 Meter anzeigt.

Des Rätsels Lösung erfolgt nach dem kleinen Hügel der mir bis jetzt die Sicht nach vorne verdeckt hat. Die Hochflächen des Hallingskarvet, die bisher links und rechts von mir verlaufen, schließen sich vor mir zusammen. Ein sehr steiler Schlußanstieg folgt nach einem noch zu überquerenden See. Die ersten Meter nach dem See kann ich die Ski noch anbehalten. An einem großen Felsen lehnen ein paar Skier. Hier ziehe ich auch meine Ski aus.

Zuerst geht es noch recht gemächlich bergauf. Dann kommt der Schlußanstieg. Die Ski nehme ich nun als Steighilfe. Ich fasse sie unterhalb der Bindung und bei jedem Schritt grabe ich sie vor mir in den Schnee. So kann ich zumindest nicht abrutschen. Total außer Atem komme ich um 14.15 Uhr oben an und befinde mich plötzlich im strahlenden Sonnenschein auf einer kleinen Paßhochfläche. Links versteckt steht die alte, winzige Lordehytta von 1880. Man muß sie schon suchen. Sie kann als Notbiwak genutzt werden.

Ringsum liegen Personen auf den warmen Steinen und sonnen sich. Jetzt weis ich auch, warum unten am Stein die Skier standen. Nach einer Pause und einer kleinen Stärkung, schnalle ich die Skier wieder an. Von hier bis nach Geilo sind es noch ca. 30 Kilometer und der Wirt von Vestreim meinte ja, daß ich diese Strecke nicht an einem Tag bewältigen kann.

Die Abfahrt auf dieser Seite ist nicht so steil. Leider habe ich nicht mit den Tücken der starken Sonneneinstrahlung gerechnet. Was auf der Nordseite vereist ist erweist sich hier auf der Südseite als weicher Schnee. Lenken ist nicht möglich, da ich ziemlich tief einsacke und nach 50 Metern habe ich mich zum zweiten Mal so richtig verbuddelt. Hinter der Sonnenbrille und in den Ohren habe ich Schnee. Die Nachfolgenden Skifahrer haben viel Spaß an mir.

Da man ja bekanntlich aus Schaden klug wird, nehme ich nun ziemlich weite Bögen. Platz ist genug. Hundert Meter nach links und hundert Meter nach rechts. Langsam schaffe ich mich abwärts. Als das stärkere Gefälle dann nachläßt bin ich fix und fertig. Das ging ganz schön in die Knochen.

Da ich am Morgen den Norwegern gefolgt bin, habe ich die einzige Einkehrmöglichkeit des Tages umgangen. Da ich nur 1,5 Liter zu trinken dabei habe, muß ich sparsam damit umgehen. Zwei Flaschen wären besser. Ich befinde mich nun auf der Skarverennet Loipe. Auf ihr wird jedes Jahr ein Skirennen von Finse nach Ustaoset durchgeführt. Es nehmen bis zu 15.000 Personen dabei teil. Heute sind nur vereinzelt Skiläufer zu sehen.

Fünf Kilometer unterhalb der Lordehytta biege ich nach Osten ab. Geradeaus könnte ich weiter nach Haugastol und zu einem Bus laufen. Die nachfolgenden Kilometer ziehen sich. Ich kann die Loipe gut 7 km über einen Senke und nachfolgenden Aufstieg überblicken. Nachdem ich zwei Norweger überholt habe, sind auf der weiten Fläche nur noch zwei weitere Skiläufer mit größter Mühe zu erkennen. Ganz schön einsam.

Nach dem Aufstieg bin ich um 16.00 Uhr am Djuptjørne, einem kleinen See. Hier ist auch die Abzweigung zur Embretstølen Hütte. Ab hier ist mir die Loipe wieder bekannt. Wobei, von Loipe kann heute eigentlich den ganzen Tag keine Rede sein. Durch den starken Wind von gestern sind die Spuren total verweht. Es ist bisher auch keine Schneekatze gefahren. Außerdem bin ich auf gestrichelt eingezeichneten Loipen unterwegs, die nur sporadisch oder nie präpariert werden.

Von Djuptjørne sind es noch 20 Kilometer. Mein Entschluß steht fest. Ich laufe auch den Rest. Die Prestholtseter Hütte erreiche ich um 17.40 Uhr. Sie ist, wie erwartet, geschlossen. Ich trinke den letzten Rest Tee. Um 18.10 Uhr bin ich am Skarvranden, dem östlichsten Ausläufer des Hallingskarvet. Die Sonne versinkt am Horizont. Ab hier geht's 10 km abwärts. Da ich die Strecke ja kenne, habe ich auch keinerlei Bedenken. Ich passieren wie gewohnt, Havsdalen um dann durch die Waldloipe und die Alpinpiste hinab nach Geilo zu gelangen. Um 18.55 Uhr bin ich im Hotel.

Fazit:
Durch die sehr späte Abfahrt des Busses und den dadurch bedingten sehr späten Start in Myrland, dürfen keine langen Pausen eingelegt werden. Bei Problemen kann die Tour an drei Stellen vorzeitig abgebrochen werden mit Abstieg nach Haugastølen, Uggen und Ustaoset. Die Tour ist nur bei stabilen Wetterverhältnissen zu empfehlen. Nebel im Bereich des Hallingskarvet dürfte sehr unangenehm sein. Streckenlänge gut 50 km und 1.300 Höhenmeter im Aufstieg.


Tour 6

Mittwoch, 27. März 2002

Sonnig und leicht bewölkt, windig. Erholung beim Alpinski

Donnerstag, 28. März 2002

In der Nacht hat der Wind wieder stark zugenommen. Immer wieder finden Sturmböen den Weg hinab ins Tal. Es ist sonnig und recht warm. In der Nacht hat es nicht gefroren. Ich habe den Eindruck, daß sich ein richtiger Fönsturm ankündigt. Am Vorabend habe ich mir noch einige Gedanken gemacht, wie ich die heutige, letzte Langlauftour, gestalte. Ich möchte nochmals rüber nach Ruperanden.

Um 09.10 Uhr stehe ich bepackt vor dem Hotel. Der Skibus nach Vestlia ist auch schon da. Beim dritten und letzen Versuch habe ich ihn nicht verpaßt. In Vestlia werden zuerst wieder die Ski gewachst. Dann geht's in den Sessel. Zum Glück hatte ich vor dem Einsteigen schon alle Reisverschlüsse zugezogen und mich gut eingepackt. Ab der halben Berghöhe bläst ein enormer Sturm von rechts. Beim Aussteigen bläst es mich fast um. Ich sehe zu, daß ich so schnell wie möglich in den Windschatten der kleinen Büsche komme. Das kann heute interessant werden. Wenn es hier schon so bläst, wie wird das erst auf der Hardangervidda.

Von Loipen kann man heute nicht sprechen. Alles ist total verweht. Ich bin wieder auf dem Weg zum Grønebakken. Dann möchte ich noch einige Kilometer in Richtung Tuvaseter weiterlaufen und über das weitläufige Fjell der Kyrkjehovda, Breidsethovda und Glitreberget hinab zur Lia Fjellstue. Diese Strecke verläuft gut 20 km ungeschützt übers Fjell. Zwei Kilometer hinter Grønebakken steht mein Entschluß fest. Das tue ich mir heute nicht an. Der Sturm ist wesentlich stärker als letzte Woche und ich muß ja noch ein Stück aufwärts.

An der nächsten Abzweigung biege ich nach rechts ab, hinab zur Skurdalselvi und dem Skurdalsfjorden. Was mir jetzt passiert, davon hätte ich nie geträumt. Der Sturm bläst mir geradewegs in den Rücken und schiebt mich mit aller Gewalt vor sich her. Mit aller Macht versuche ich im Schneepflug zu fahren. Selbst bergauf muß ich bremsen. Da es keine Loipe gibt, holpere ich über alle Unebenheiten hinweg. Ein Pärchen kommt mir entgegen. Sie fragen mich, wie es oben aussieht. Sie wollen zur Tuvaseter. Ich wünsche ihnen viel Spaß.

Nach weiteren zwei bis drei Kilometern erreiche ich die Waldgrenze. Der Sturm wird zum lauen Lüftchen. Jetzt ist es wieder angenehm. Leider endet meine Loipe an einem Parkplatz. Hier macht sich gerade eine größere Gruppe reisefertig. Die Straße ist weitestgehend Schneebedeckt und so kann ich ein paar Kilometer auf der Straße laufen. Irgendwann beginnt auf der rechten Seite wieder eine Loipe, der ich weitere Kilometer folge. Im ganzen Tal befinden sich Wochenendhütten. Scheinbar hat jeder Norweger eine eigene Hütte.

Dann beginnt links von mir der Skurdalsfjorden. Über ihn verläuft eine Hundenschlittenloipe. Ihr folge ich weiteren 7 km in Richtung Lia Fjellstue. Auf dem See zu laufen macht sehr viel Spaß. Der Schnee ist fest. Der Wind hat trotz der großen Seefläche keine Angriffsmöglichkeit. Die Sonne scheint und überall auf dem See befinden sich Eisangler. Von Zeit zu Zeit ist eine Insel im Weg. Diese wird dann meist in weitem Bogen umlaufen.

Der Skurdalsfjorden geht fast nahtlos in den Holmevatnet über. Es sind ca. 200 Meter Gestrüpp zu durchqueren. Der Holmevatnet hat wesentlich mehr Inseln. Die Loipe macht viel mehr Kurven. Zum Schluß, genau gegenüber der Lia Fjellstue, laufe ich quer über den See und erreiche wieder Festland.

Rentiere
Rentiere

Am Ufer sind 4 Rentiere angepflockt, die man ausleihen kann um sich von ihnen über einen abgesteckten Parcours über den See ziehen zu lassen. Für mich beginnt jetzt wieder das Klettern. Nach einigen Minuten befinde ich mich auf dem Gelände der Lia Fjellstue. Auch hier ist viel mehr los als letzte Woche. Ich kehre nicht ein, sondern steige über die Skipiste auf.

Die nun folgende Loipe kenne ich schon. Sie führt mich über die Bekretjornhovda hinauf nach Ruperanden. Auf dem Fjell ist es wieder ziemlich stürmisch. Ich laufe genau gegen den Sturm an. Hier ist aber ein Ende auf der Ruperanden Hütte abzusehen und so ist es auch recht gut auszuhalten.

Ruperanden ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Ich finde an einem Tisch noch ein Plätzchen. Da meine Teevorräte schon stark zur Neige gegangen sind, hole ich mir mehrere Getränke. Zum Schluß gibt's noch einen guten Kaffee. Um 15.45 Uhr verlasse ich die Hütte. Auch der weitere Verlauf der Loipe ist mir noch von letzter Woche bekannt.

In rasanter Fahrt geht's hinab nach Vestlia. Auf den letzten Metern wird es ziemlich sulzig. Eine Unterführung steht total unter Wasser. Der Ablauf ist wohl noch zugefroren. So muß ich über die Straße. In den Schneewehen versacke ich zur Freude der Autofahrer bis zum Bauch.

Gegen 17.00 Uhr bin ich am Hotel. Nach dem Duschen laufe ich zur Bahnstation. Morgen möchte ich mit dem Zug nach Myrdal und von dort mit der Flåmbahn hinab mach Flåm am Aurlandsfjorden, einem Seitenfjord des Sognefjorden, dem längsten Fjord der Welt. Er reicht 204 km tief ins norwegische Festland hinein.

Die Tickets erhalte ich in wenigen Minuten. Dann gehe ich zurück zum Hotel und zum Abendessen.


Tour 7

Freitag, 29. März 2002

Heute Morgen ist absolut blauer Himmel, kein Wölkchen weit und breit. Der Wind weht auch nur noch schwach. Für das Frühstück lasse ich mir sehr viel Zeit, da der Zug erst um 11.40 Uhr fährt. So habe ich auch danach noch genügend Zeit, um einmal quer durch den Ort zu laufen. Am Bahnhof stehen viele Langläufer mit Skiern. Fast tut es mir schon leid, daß ich heute keine Skier dabei habe.

Pünktlich verläßt der Zug Geilo. Es geht über Ustaoset und Haugastøl in das einsame Hochtal der Ustekveikja, in Richtung Finse. Nach Finse führt keine Straße. Im Tal laufen überall Langläufer. In Finse steigen die meisten Skiläufer aus. Das Hotel ist zur Zeit geschlossen. Nur die Skihütte ist geöffnet. Den Zugang in die Hütte erreicht man nur durch eine Schneehöhle. Auch die Fenster sind nur durch Schneehöhlen zu sehen. Es liegen gewaltige Schneemassen hier oben. Finse ist mit 1.222 Metern der höchste Punkt der Bergenbahn. Von hier hat man auch einen überragenden Blick auf den Hardangerjokulen, einem gewaltigen Gletscher südlich von Finse.

Die Fahrzeit von Finse bis Myrdal beträgt noch ca. 30 Minuten. Kurz vor Myrdal kommt der Schaffner zu mir und erklärt, daß heute kein Zug hinab nach Flåm fährt. Auf den Gleisen würde so viel Schnee und Eis liegen, daß ausnahmsweise keine Züge verkehren könnten. Ich könnte aber bis nach Voss und von dort mit dem Bus nach Flåm fahren. Das Ticket bekäme ich selbstverständlich erstattet oder könnte die Tour an einem späteren Tag nachholen.

Auf Umsteigen und Busfahren habe ich keine Lust. Außerdem darf heute auch nichts mehr schief gehen, da ich in der Nacht noch weiter nach Oslo muß, um meinen Rückflug zu erreichen. Ich fragen den Schaffner, ob ich auch bis zur Endstation in Bergen im Zug bleiben könne. Er macht einen Vermerk in meine Fahrkarte und damit ist der Fall erledigt. Ich müsse lediglich in Bergen zum Schalter gehen, um mir meinen Sitzplatz für die Rückfahrt bestätigen zu lassen.

Die Fahrt führ weiter durch unendlich viele Tunnel und verschneite Hochflächen. Ab Myrdal folgt die Bahnlinie dem Tal der Kreivel. Der Ausblick ist phantastisch. Bis kurz vor Voss, das nur noch 57 Meter über dem Meeresspiegel liegt, sind noch Skilangläufer unterwegs. Ab Voss verläuft auch wieder eine Straße parallel der Bahn. Es folgen weitere Tunnel und um ca. 14.00 Uhr wird kurz hinter Dale der Veafjorden erreicht. Ihm folgt der Zug nun nach Arna. Ein letzter Tunnel wird durchfahren und ich bin in Bergen. Es ist nun 14.35 Uhr.

Mein mehrstündiger Aufenthalt in Flåm ist nun zu einem 80 Minuten Aufenthalt zusammengeschrumpft. Da ich mich für Bergen nicht vorbereitet habe, habe ich auch nicht die geringste Ahnung, wo die Sehenswürdigkeiten sind. Eine Karte habe ich ebenfalls nicht mit.

Zuerst laufe ich kurz zum Schalter wegen der Rückfahrt, dann folge ich den Schildern Richtung Touristinfo. Sie führen mich kreuz und quer durch den Ort. Nix mit Bahnhofsnähe. Meine Vermutung lag aber richtig, daß die Touristinfo in der Nähe des Hafens liegt, und so erreiche ich die berühmten Häuser (Bryggen) in wenigen Minuten.

Ich laufe einmal rund um den Hafen. Hier herrscht recht reger Betrieb, trotz des nicht mehr guten Wetters. Seit Voss ist es bedeckt und trüb. Pfützen verraten den noch nicht all zu lang vergangenen letzten Regenschauer. In Bergen gibt es Durchschnittlich 3000 mm Niederschlag pro Jahr.

Dann geht's wieder zurück zum Bahnhof. Es reicht noch gerade um etwas zu essen. Dann fährt der gleiche Zug ab, mit dem ich gekommen bin. Die Fahrt macht auch jetzt wieder riesigen Spaß. Es geht aus den schon etwas frühlingshaften Bergen zurück in den tiefen Winter der Hardangervidda. Oben in Myrdal steigen eine ganze Menge Wanderer aus. Sie gehen zu Fuß hinab nach Flåm, 20 km und 860 Meter Höhenunterschied.

Um 18.56 Uhr bin ich zurück in Geilo. Der Himmel ist hier noch immer wolkenlos. Zurück im Hotel, verpacke ich noch schnell meine Skier und stelle sie im Foyer ab. Diese Arbeit ist schon mal erledigt. Dann geht's zum Duschen und zum letzen Abendessen. Heute Abend habe ich viel Zeit übrig. Einschlafen möchte ich vermeiden, da um 01.00 Uhr ein Taxi vor der Tür auf mich wartet. So gehe ich noch zur Bar.

Zu später Stunde gehe ich in's Zimmer und packe alles zusammen.

Samstag, 30. März 2002

Pünktlich um 01.00 Uhr steht das Taxi vor der Tür und die Rückreise beginnt. Mit dem Fahrer, der mich zu einem Busparkplatz nach Gol, 50 km östlich von Geilo bringt, unterhalte ich mich gut. Um 01.40 stehe ich dann auf dem Parkplatz. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Ob das alles mal so klappt?

Kurz vor zwei erhalte ich Gesellschaft von einer Frau, ebenfalls mit Skiern. Um fünf nach zwei, der planmäßigen Abfahrtszeit tut sich noch absolut nichts. Es vergehen weitere Minuten. Um viertel nach zwei kommt dann ein Bus. Dieser fährt aber in die umgekehrte Richtung. Der Fahrer erklärt uns aber, daß unser Bus noch Tanken sei und gleich kommen würde.

Nach wenigen weiteren Minuten ist der Bus vor Ort. Das Gepäck wird verstaut und los geht's. Der Bus bringt mich zum Oslo Busterminal. Bei meiner Flugbuchung wußte ich noch nicht, daß genau in dieser Nacht (Karfreitag, Ostersamstag), der Nachtzug nach Drammen und Oslo ausnahmsweise nicht fährt. So muß ich dann den etwas umständlicheren Weg per Bus nach Oslo und dann mit dem Zug nach Sandefjord nehmen.

Von der Busfahrt bekomme ich nicht viel mit. Kurz vor Oslo werde ich wach. Pünktlich um 05.30 Uhr stehe ich im Busterminal. Von dort sind es nur zwei-dreihundert Meter bis zum Hauptbahnhof. Dort will ich auf den Zug um 09.39 Uhr nach Sandefjord warten. Auf dem Plan wird noch ein weiterer Zug um 07.39 Uhr angezeigt. Diesen nehme ich. Bis nach Sandefjord bin ich allein im Waggon.

Um 09.30 Uhr erreiche ich Sandefjord. Vor dem Bahnhof fährt gerade ein Taxi an. Es bringt mich in acht Minuten zum Flughafen bei Torp. Dort gebe ich zuerst mein Gepäck auf und habe dann noch drei Stunden Zeit, bis der Flug nach Hahn abgeht. Ohne Gepäck laufe ich noch etwas in der frischen Luft umher.

Um 12.25 Uhr landet dann dir Ryanair Maschine. Um 12.35 Uhr steht sie am Terminal. Um 13.00 Uhr sitze ich in der Maschine. Kurz vor dem Start kommt noch etwas Hektik auf, da scheinbar eine Person zu viel an Bord ist. Nach dem fünften oder sechsten Durchzählen stellt sich dann heraus, daß ein Kleinkind falsch gezählt wurde. Dann geht's los.

Hahn erreichen wir 20 Minuten zu früh. Innerhalb von fünf Minuten bin ich aus dem Flugzeug, habe mein Gepäck im neuen Terminal in Empfang genommen und stehe auf dem Parkplatz. Ich kann das Testergebnis von SWR3 nur bestätigen. Fliegen mit Ryanair ist wie Busfahren.

Fazit:
Der Urlaub hat mir wesentlich besser gefallen, als ich es zuvor erwartet habe. Es sollte ein ruhiger Urlaub werden und der Skilanglauf auf den einsamen Fjells macht enormen Spaß. Die Talloipe um den See von Geilo bin ich noch nicht mal vollständig gelaufen. Die An- und Abreise dauert relativ lange. Mit meinen jetzigen Erfahrungen könnte ich die Reisetage geschickter planen. Eine Anreise mit dem eigenen Auto ist zeitmäßig keine Alternative. Sie würde wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen und evtl. auch mehr Nerven kosten.

Grundsätzlich kann ich Geilo für einen erholsamen Urlaub empfehlen. Wer den Trubel wie in Ischgl oder Sölden sucht ist auf jeden Fall fehl am Platz.

     
  Die Dias werden in den nächsten Tagen eingescannt und online gestellt.