|
Am Donnerstagmorgen bringt mich mein Vater zum
Bahnhof nach Koblenz. Dort beginnt um 09:18 Uhr meine Alpenüberquerung.
Ich sitze auf der Bank am Bahnsteig und überlege, was jetzt so alles auf
mich zukommt. Mit Mehrtageswanderungen habe ich keinerlei Erfahrungen.
Dementsprechend voll ist mein Rucksack. Ganze 16 Kilogramm, wenn die
beiden Wasserflaschen leer sind. Sind sie gefüllt, sind es sogar 19
Kilogramm. Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf als der Zug
pünktlich in den Bahnhof rollt.
Bis zur Ankunft in Traunstein brauche ich mir
keine Sorgen zu machen, da ich nicht umsteigen muß. So gleitet die
Landschaft friedlich an mir vorbei, der Mittelrhein, Mainz, Worms,
Stuttgart, Ulm, München, der Chimsee und fast pünktlich Traunstein gegen
15:45 Uhr.
Nach dem Aussteigen mache ich mich marschbereit und um 16:03 Uhr
marschiere ich los. Es ist sonnig und warm und an der ersten Kreuzung in
Traunstein steht ein Polizist, der mir gerne den Weg hinab zur Traun
beschreibt.Froh gelaunt erreiche ich das Ufer des Traun und ab jetzt geht
es aufwärts.
Traunstein habe ich mir ausgesucht, da es noch außerhalb der Alpen liegt
und die Alpen im Süden himmelhoch aufstreben. Ich wollte nicht in den
Alpen losmarschieren, ich wollte die Berge gemächlich erreichen.
Mit der Route Traunstein - Wolkenstein bin ich weit abseits
ausgetretener Pfade und hoffentlich meist allein unterwegs, mal sehen.
Und die Wegeplanung hab ich mir auch recht einfach gemacht. Einfach ein
Lineal auf die Landkarte gelegt und eine Gerade zwischen Start- und
Zielpunkt gezogen. Dann hab ich mir das Ganze in Google Earth angesehen,
mir die elektronischen Landkarten von Kompass gekauft und zusätzlich die Garmin
Transalpin 2012 Pro zugelegt. Außerdem hab ich noch auf den Seiten der
Landesregierung in Bozen die kostenfreien Garminkarten Südtirol
geladen. Alles zusammen hab ich in ein Image gepackt und auf mein
Garmin GPSmap 76CSx geladen.
Dann ging es ans Eingemachte. Ich hab auf den elektronischen
Kompasskarten Punkte gesetzt, viele Tausende, auf den von mir geplanten
Wegen und in etwa Tagesetappen geplant. Wesentliche Punkte wie Hütten
und Ortschaften hab ich außerdem als Wegpunkte, chronologisch auf mein
Garmin geladen. Zuletzt hab ich alle Karten in eine Word-Datei gepackt
und mit dem Track ausgedruckt. Sicher ist sicher. Außerdem kann man
schön darauf rummalen. Trotz aller Vorbereitung hab ich mir zusätzlich
noch die
Kompasskarten auf Papier zugelegt um nie den Gesamtüberblick zu
verlieren.
Am Traun bleibe ich am westlichen Ufer auf einem gut ausgebauten
Feldweg. Direkt daneben verläuft auch die Eisenbahnlinie Traunstein -
Ruhpolding. Bei diesem schönen Wetter heute komme ich nicht in
Versuchung dort einzusteigen.
Um kurz vor 17:00 Uhr laufe ich unter der A8 hindurch, auf Höhe der
Ortschaft Siegsdorf (6 km). Damit hab ich auch den Nordrand der Alpen
erreicht. Jetzt steigen links und rechts von mir die ersten Berge in die
Höhe. Bei Siegsdorf fließen der rote und der weiße Traun zusammen. Ich
folge dem weißen Traun in Richtung Eisenärzt (10 km). Bis hierher bleibe
ich auch auf dem ruhigen Uferweg. Dann folge ich der Hauptstraße hinauf
nach Ruhpolding. Die Bewölkung im Süden nimmt rasant zu. Es sieht nach
Gewitter aus.
Auf den letzten Metern vor Ruhpolding beginnt es leicht zu regnen.
Donnern tut es schon ein paar Minuten. Gegen 18:30 Uhr erreiche ich
einen zentralen Platz. Hier kehre ich knapp 30 Minuten lang ein und
trinke das erste bayrische Bier, köstlich. Um 19:00 Uhr gehe ich weiter
zur Pension Bughartswieser. Dies ist die einzige Unterkunft, die ich
vorab gebucht habe. Nach gut 5 Minuten stehe ich vor dem Haus. Es
regnet.
Nach dem Duschen laufe ich zurück in den Ort um noch etwas zu trinken.
Es ist schwül-warm und ich kann wunderbar draußen sitzen. Dann falle ich
müde in die Federn. Die ersten knapp 16 km der geplanten ca. 300 km sind
zurück gelegt und es hat Spaß gemacht.
Statistik:
6:30 h Bahnfahrt
3:22 h wandern / gesamt 3:22 h
15,7 km wandern / gesamt 15,7 km
|
|