Montag, 26.08.91

Noch vor dem Frühstück unternehmen Gerd und ich einen kleinen Spaziergang. Um 9.10 Uhr trennen wir uns dann zum zweiten Mal. Die Fahrt geht dann weiter in Richtung St. Gotthard Paß. Es ist sonnig und leicht bewölkt. Die Straße ist kaum befahren und auch die Steigung ist nicht so stark. Das letzte Stück bin ich auf der alten, gepflasterten Gotthardstraße bis zum See am Paß gefahren.

Den Paß erreiche ich um 10.45 Uhr (2.108 m). Nach einigen Minuten Pause bin ich dann über die neue Gotthardstraße, in Richtung Airolo ins Tessin, abgefahren. Von hier hat man wunderschöne Ausblicke auf die alte Tremolastraße. Eine Fahrt über diese Straße scheint mir aber ungeeignet, da sie durchgehend gepflastert ist und auch ein größeres Gefälle hat als die neue Straße. Meine Straße verläßt dann durch einen Tunnel das Tal und verläuft dann meist im Tal der Nufenenpaßstraße (Val Bedretto). Von hier hat man einen sehr guten Blick über Airolo.

Nach einigen Kilometern kreuzt die Straße die alte Tremolastraße. Ab hier ist die neue Straße für Fahrräder gesperrt. Ich muß also der alten, gepflasterten Straße folgen. Sie verläuft in engen Kurven hinunter nach Airolo (1.175 m).

Den Ort erreiche ich um 11.45 Uhr. Hier unten ist es sehr heiß. Airolo verlasse ich auf der Nufenenpaßstraße. Diese Straße steigt mäßig an und es fahren kaum Fahrzeuge. In Ronco (13.05 Uhr) esse ich zu Mittag und mache Pause bis 14.00 Uhr. Die Bedienung ist sehr freundlich und gibt sich viel Mühe mit mir. Sie kann leider kein Deutsch und ich kein Italienisch. Am Nebentisch sitzen drei Schweizer Soldaten und haben einen Riesenspaß mit unserem Kauderwelsch.

Nach Ronco nimmt dann die Steigung etwas zu und in All' Acqua wird es noch­mals steiler. Die Straße verläuft nun in weiten Schleifen ständig, bis zu 10% ansteigend, am rechten Hang. An den Hängen klettern viele Leute in den Brombeersträuchern herum. Über größere Strecken schiebe ich mein Fahrrad. Um die Spitze des Mittaghorns herum ziehen sich die Wolken stärker zusammen und zeitweise regnet es auch leicht. Dies ist sehr angenehm, da die Sonne mein Gesicht doch schon leicht angesengt hat. Um 16.50 erreiche ich dann den 2.478 Meter hohen Nufenenpaß, den höchsten Paß der Schweiz.

Oben gibt es, hinter einem winzigen See, ein größeres Restaurant. Man hat hier eine sehr gute Aussicht auf den Grießgletscher und auf die Staumauer des Griessees. Bei besserer Fernsicht würde man auch das Aletschgebiet, auf der anderen Rhoneseite, besser erkennen. Leider sieht man heute nur undeutlich in dieses Gebiet. Auf der Paßhöhe weht ein kräftiger und kühler Wind aus dem Rhonetal empor.

Nach 30 Minuten Pause beginnt dann die Abfahrt ins Wallis. Teilweise ist es sehr steil. Auf den letzten Kilometern hat es etwas stärker geregnet. Um 17.55 Uhr finde ich dann am Ortseingang von Ulrichen (1.346 m), aus der Richtung vom Furkapaß, ein Zimmer. Um 18.30 Uhr beginnt dann ein Gewitter und kräftiger Regen, der nach etwa einer Stunde aufhört. Mein Fahrrad habe ich im Hausflur untergestellt.

Nach dem Gewitter mache ich einen Spaziergang durch den Ort. Hier gibt es noch viele alte Holzhäuser, die auf Steinpfeilern stehen. Das Holz ist von der Sonne ganz verbrannt. Das gibt den Orten im Wallis ganz allgemein ihren typischen Charakter. Direkt am Ortsrand gibt es auch einen Militärflugplatz, der weder durch einen Zaun oder sonstige Abgrenzung abgesperrt ist. Abends gehen die Dorfeinwohner auf der Landebahn spazieren. Durch eine Ampelregelung wird vor startenden oder landenden Jets gewarnt und Autofahrer oder Fußgänger müssen einen kurzen Moment warten. Das Abendessen habe ich in einem Restau­rant nebenan eingenommen. Die Kosten für die Unterkunft betragen 20 Franken.

km: 64,82
Ø 11,5 km/h
Zeit 8:45 Stunden
ges: 274 km


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