Dienstag, 27.08.91
Heute ist es diesig und nur an den Bergspitzen
befinden sich kleine Wolken. Die Sonne scheint den ganzen Tag. Am Morgen ist es
leicht windig von vorne. Um 8.45 Uhr verlasse ich Ulrichen. Die Fahrt durch das
obere Rhonetal, oder hier auch Rottental genannt, verläuft sehr ruhig. Mehrere
Male werden Talstufen überschritten, die teilweise starkes Gefälle aufweisen.
Leider sind die riesigen Gletscher im Norden durch die Berge davor verdeckt.
Zweimal führt mich der Weg über einen Militärflugplatz. Nur auf Schildern
wird vor Flugzeugen gewarnt, ansonsten fährt jeder über die Startbahnen.
Um 11.00 Uhr bin ich in Visp. Von dort kann man nach Süden ins Matterhorngebiet
sehen.
Um 12.00 Uhr erreiche ich dann Agarn, die letzte
deutschsprachige Ortschaft im Wallis. Hier pausiere ich 15 Minuten. Nach Agarn
bleibt die Straße noch einige Kilometer auf der südlichen Rhoneseite. Dann
wird das Tal enger und das Gefälle größer. Es folgt eine weiter Talstufe und
die Talseite wird gewechselt. Jetzt befinde ich mich in der französischsprachigen
Schweiz. Die Bauweise wechselt schlagartig und der Verkehr nimmt zu. Mit der nächsten
Möglichkeit wechsele ich wieder zur linken Rhoneseite, auf eine Nebenstraße
direkt am Flußufer. Hier bleibe ich auch die restlichen 40 km bis Martigny.
Auf den etwa letzten 20 km vor Martigny wird das
laue Lüftchen vom Morgen zu einen ausgewachsenen Sturm. Da das Rhonetal, als
eines der beiden großen Alpenlängstäler von Niederschlägen nicht verwöhnt
wird, werden alle Felder bewässert. Bei dem Sturm landet das Wasser aber
nicht nur auf den Feldern, sonder trifft mich auch immer wieder auf der Straße.
Des weiteren ist sehr viel Sand und Staub in der Luft. Ein Fortkommen ist
zeitweise kaum möglich. Einen solchen Sturm habe ich bisher noch nicht mit dem
Fahrrad erlebt.
Trotzdem erreiche ich um 16.15 Uhr Martigny (461 m).
Bis hierhin ging es heute nur bergab. Nach 15 Minuten Pause verlasse ich den Ort
auf der Straße zum großen St. Bernhard Paß. Dies ist auch der Beginn der
imposantesten Straße der Alpen, der Route des Grande Alpes, die von Martigny über
acht Pässe, darunter die höchsten der Alpen, bis nach Nizza führt. Man hat
dabei etwa 600 km zurückzulegen.
Die Straße steigt nun mäßig an. Sembrancher (748 m), das heutige geplante Etappenziel, erreiche ich um 17.30 Uhr. Dort suche ich mir ein Zimmer vor dem Ort in einem Motel. Auch hier kann ich mein Fahrrad im Zimmer unterstellen. Nach dem Duschen spaziere ich einige Zeit durch den nahe gelegenen Ort.
km: | 136,43 |
Ø | 20,4 km/h |
Zeit: | 8:46 Stunden |
ges: | 410 km |