Radurlaub 2000
Lofoten
 

  
Die kleine Inselgruppe der Lofoten und Vesterålen im Nordmeer ist das Ziel im Sommer 2000

Freitag, Samstag, 21. und 22.07.2000

Um 17.20 Uhr geht's mit SAS von Frankfurt über Oslo nach Bodø in Nordnorwegen, nördlich des Polarkreises. Punkt 24.00 Uhr stehe ich mit Gepäck (ein Rucksack, zwei Radtaschen, eine Lenkertasche) und Fahrrad in der hellen, klaren und kühlen Nacht. Bis ich alles zum ersten Mal richtig verpackt und befestigt habe, vergeht einige Zeit. Dann mache ich mich etwas unschlüssig in Richtung Hafen auf. Mal gucken, wann die nächste Fähre nach Moskenes auf Moskenesøya, der südlichsten Insel der Lofoten, fährt.

Meine kurze Fahrstrecke führt mich mitten durch den Ort, wo um diese Zeit noch richtig viel los ist. In allen Kneipen geht es hoch her und auch auf den Straße ist viel Betrieb. Im Hafen angekommen, warten ein paar Autos auf die Fähre und auf die direkt daneben ankommende Hurtigruten, die norwegische Postschiffahrtsgesellschaft. In diesem Moment beneide ich die Autofahrer, die in ihren Autos schlafen können.

Meine Fähre fährt um 06.00 Uhr. Na ja, das dauert dann ja noch etwas, aber auf den Zeltplatz und das Zelt aufbauen lohnt auch nicht. Also ist warten angesagt. Zum hinsetzen ist es zu kalt (7°C). Aus diesem Grund laufe ich in den nächsten Stunden immer hin und her. Zwischendurch legt das von Norden kommende Hurtigrutenschiff um 01.00 Uhr an. Es hat eine Standzeit bis 04.00 Uhr. In dieser Zeit wird kräftig be- und entladen. Die Hurtigruten ersetzt zum Teil den bei uns üblichen LKW-Verkehr. Es wir alles befördert, was man sich nur vorstellen kann.


Die Hurtigruten legt an

Um kurz nach 03.00 Uhr legt dann mein Fährschiff an. Bis 05.00 Uhr passiert dort aber erst mal nichts. Dann geht's in die Fähre. Mein Fahrrad binde ich voll bepackt mit einem dicken Seil an die Bordwand an und verkrümele mich in den Fahrgastraum. Es dauert nur wenige Minuten bis ich fest schlafe. Trotz kräftigem Seegang bekomme ich bis nach  09.00 Uhr nichts von der Fahrt mit. Dann hole ich mir eine gute Tasse Kaffee. Noch im Halbschlaf ist es überhaupt nicht so einfach bei dem kräftigem Gewackel meinen Kaffee an einen Tisch zu bekommen.

Frisch gestärkt geht's aufs Deck. Strahlender Sonnenschein und gute Sicht entschädigen für die kühle "Nacht". Im Rücken werden die schneebedeckten Gipfel des norwegischen Festlandes immer kleiner. Nach vorne wächst die schroffe Wand der Lofoten höher und höher in den Himmel. Der Anblick ist einfach unglaublich. Schon vor zwei Jahren hat mich dieses Panorama total fasziniert und ist an dem jetzigen Urlaub "schuld".

Um 10.00 Uhr läuft die Fähre in Moskenes ein. Als Radfahrer kann man sich zwischen den Bussen, Lkws, Karawans, Autos und Wohnmobilen durchmogeln. Bis die alle die Fähre verlassen haben dauert's doch recht lang. Im engen inneren der Fähre wird die Luft sehr schlecht.

Im kleinen Hafen von Moskenes gibt's eines der wenigen Fremdenverkehrsämter auf den Inseln. Dort hole ich mir Infomaterial. Dann fahre ich Richtung Süden auf die E10, die Straße die über die komplette Inselgruppe vom tiefsten Süden, beginnend in Å (der Ort heißt wirklich so) über die ganzen Inseln bis zum norwegischen Festland führt. Zur Zeit muß man nur einmal mit der Fähre fahren, ansonsten sind alle Inseln mit riesigen Brücken oder Tunnelanlagen verbunden.

Å habe ich nach kurzer Zeit erreicht. Die Straße endet nach einem kurzen Tunnel ziemlich plötzlich auf einem Parkplatz. Von hier geht's nur noch ein paar Meter zu Fuß nach Süden. Dann ist für den normalen Fußgänger Ende. Weiter nach Süden, bis zur Südspitze von Moskenesøya am Molkenstraumen, einem der stärksten Malströme der Erde, geht's nur noch mit dem Boot. Die Insel ist viel zu schroff zum Wandern und ausgeschilderte Wanderwege sind auf allen Inseln Mangelware. Ist aber absolut kein Fehler.

Den Ort Å sehe ich mir nochmals an. Hier auf dem Zeltplatz habe ich vor zwei Jahren übernachtet. Mangels ebener Flächen stehen die wenigen Zelte weit auseinander, zum Teil direkt am schroffen Abbruch zum Meer. Wer hierher kommt sollte, trotz verbesserungswürdiger Sanitäranlagen, zelten. Es ist ein Erlebnis. Bei Sturm aber das Zelt sehr gut befestigen, was auf der dünnen Humusschicht nicht einfach ist.


Der Hafen von Å

Da es erst kurz vor Mittag ist, fahre ich Richtung Norden, zurück an Moskenes vorbei, nach Reine. Die Straße wird gerade erneuert. Da ich mit einem Rennrad unterwegs bin, heißt das für mich "schieben", ansonsten ist der Platten vorprogrammiert. Die alte Teerdecke fehlt fast vollständig und es liegt viel grober Schotter umher. Zu guter Letzt muß ich durch einen neuen, unbeleuchteten Tunnel in dem noch alle Baumaschinen kreuz und quer herumstehen. Teer gibt's noch keinen.

In Reine herrschen wieder normale Straßenverhältnisse. Den Ort sehe ich mir diesmal etwas genauer an. Außerdem gibt's hier ein Geschäft. Von Reine führt die Straße über viele kleine Brücken von Inselchen zu Inselchen, quer über einen Fjord. Reine ist als Ganzes von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden.

Am nördlichen Ufer des Reinefjorden schmiegt sich die Straße eng an die schroffen Felswände. Es sind auch ein paar Höhenmeter zu bewältigen. Ist aber nicht wild. Insgesamt gibt es auf allen Inseln nur wenige "Berge" zu überfahren. In meiner Heimat auf dem Hunsrück sind trotz insgesamt viel niedrigerer Berge ein vielfaches an Höhenmeter zu fahren.

Die Lofoten kann man sich in etwa so vorstellen: Man nehme die Alpen, schneide sie in etwa 2.000 Metern Höhe ab und setze sie ins Meer. Ebene Flächen sind, zumindest auf den südlichen Inseln, absolut Mangelware. Die höchsten Gipfel reichen bis über 1.000 Meter. In den Gipfellagen liegen auch im Sommer noch Schneefelder. Im nördlichen Bereich gibt es auch Gletscher.

Im weiteren Verlauf der Straße überquert man die Grenze zum Verwaltungsbezirk Flakstad, obwohl die Insel Flakstadøya noch nicht erreicht ist. Hier mußte ich feststellen, daß mein Hinterrad Luft verliert. Scheinbar ist die Tunnelstrecke doch nicht so problemlos an mir vorübergegangen. Das Loch ist aber wohl noch so klein, daß ich mir mit Pumpen behelfen kann.

Nach einigen weiteren Kilometern läuft die Straße auf einen engen Fjord zu, der von einer kühnen Brückenkonstruktion überspannt wird. Der Fjord ist auch die Grenze zur Insel Flakstadøya. Das Wasser wird wegen der Gezeiten mit unwahrscheinlicher Kraft zwischen den Inseln durchgepresst. Der Rhein ist im Gegensatz zu dieser Strömung hier ein ruhiger Fluß.

Auf der nördlichen Seite des Fjords geht's immer weiter nach Norden. Hier wird der Fjord dann auch ziemlich breit und verzweigt weit in die Inselwelt hinein. Ich wechsele nun von der nach Osten zugewendeten Inselseite zu der dem Nordatlantik zugewandten Seite. Da es immer noch sonnig ist, plane ich hier einen Zeltplatz zu suchen. Die Atlantikseite hat bei Nordwind oft unter Staubewölkung zu leiden. Da aber meistens ein frischer Wind weht, sind Mücken eine Seltenheit.

In der Nähe von Ramberg, bei Fredvang in Ytresand werde ich um 15.00 Uhr fündig. Kurz vorher geht's nochmals über zwei große Brücken auf die Südseite des Fjords. Geographisch befinde ich mich wieder auf der Südinsel Moskenesøya. Es ist wieder Luftpumpen angesagt. Der Zeltplatz, Ytresand Camping, ist weitläufig und direkt am Meer. Ytresand selbst ist eine kleine Ansammlung von Gehöften, rund um eine weite Bucht. Der Campingplatz ist sauber, der Verwalter freundlich und hilfsbereit. Die sanitären Anlagen vorbildlich.

Ich schlage mein Zelt direkt am Meer, geschützt durch eine kleine Düne, auf. Hier läßt's sich leben. Nach dem Zeltaufbau will ich vorerst nichts mehr hören und sehen und ziehe mich für ein paar Stunden ins Zelt zurück. Die letzten 30 Stunden waren recht anstrengend. Vor allem die beiden Flüge und das ständige hantieren mit dem Gepäck und dem Rad. In Oslo, da nicht in der EU, mußte ich alles Gepäck und das Fahrrad wieder in Empfang nehmen und erneut aufgeben. Meinen Rucksack mußte ich in Frankfurt und in Oslo auspacken. Die Scanner haben Alarm geschlagen. Im Rucksack habe ich mein Zelt und alles Werkzeug verstaut.

Am späten Abend nehme ich meinen Kocher in Betrieb und bereite mir mein Essen zu. Kurz darauf fallen mir wieder die Augen zu. Auch der Kaffee hilft nicht weiter. Der Schlaf tut gut.

Statistik:
Tageskilometer:  49,56 km
Höhenmeter:  385 m
Fahrzeit:  3:45 h
Temperatur: 7° - 20°C
sonnig, leicht bewölkt
 
1. Moskenes
2. Å
3. Reine
4. Ytresand

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