Sonntag, 23.07.2000

Ich habe wunderbar geschlafen. Der erste Blick aus dem Zelt begeistert mich aber nicht. Es ist stark bewölkt und nieselt. Die Wolkenuntergrenze knapp über meinem Zelt. Die Berge ringsum weg. Die Temperatur auch ziemlich im Keller. Na ja, dann wird als erstes mal Kaffee gekocht. Dazu gibt's Knäckebrot und Käse. Als nächstes verarzte ich meinen Hinterreifen. Der Schlauch hat einen schönen Snakebite. Ein Flicken behebt das Problem.

Ich verstaue alles Gepäck im Zelt und radle zurück über die zwei Brücken in Richtung Ramberg. Die nächste Ortschaft, Flakstad, liegt etwas abseits der Straße. Dann geht's nach Süden, halb um den Flakstadpollen, ein ganz beeindruckender Fjord, herum. Das Wasser darin ist zum Teil tief blau, zum Rand hin grünlich. Dieser Fjord fällt nicht so abrupt ab, wie die meisten Fjorde. Je weiter ich in Richtung Süden fahre, um so sonniger wird es. Der Nieselregen und Nebel ist nur an der Atlantikküste. 

Ganz im Süden des Fjords zweigt ein schmales Sträßchen Richtung Nusfjord ab. Es schlängelt sich zuerst durch ein morastisches Tal. Dann steigt es leicht zum Storvatnet, einem See, hin an. Hier wird auch der höchste Punkt des Tages erreicht, ca. 75 Meter. Ihm folgt sie dann für einige Kilometer um dann fast nahtlos zum Nusfjord überzugehen. Dort rücken die Felswände bis auf wenige Meter zusammen. Erst kurz vor dem gleichnamigen Ort rücken die Wände wieder etwas auseinander. Hier ist strahlender Sonnenschein und es ist angenehm warm.

Nusfjord ist ein kleiner, malerischer Ort, umgeben von hohen Bergen. Inmitten des Ortes gibt es einen alten Laden von 1900. Der Ort ist absolut traumhaft. Direkt neben dem Laden gibt es einen kleinen Gastraum und davor, direkt am Hafenbecken, einige Stühle und Tische. Dort sitze ich ca. 2 Stunden und genieße den herrlichen Sonnenschein. Dazu gibt es eine frische Fischsuppe. Während der ganzen Zeit schaue ich den Arbeitern in einer den alten, hölzernen Lagerhallen zu. Sie verstauen den Stockfisch auf Paletten. Der getrocknete Fisch wird zum weltweiten Versand fertig gemacht.

Mein Rad habe ich direkt vor dem alten Laden an einer Holzwand abgestellt. Mit der Zeit kommen mehr und mehr Touristen in den Ort. Alle Touristenbusse fahren den kleinen, abgelegenen Ort an. Plötzlich sehe ich, daß mein Fahrrad von einer Traube von Touristen umgeben ist. Die Holzwand hat Läden, die jetzt geöffnet sind. Dahinter verbirgt sich ein kleiner Kiosk. Ich wühle mich durch die Menschen und befreie mein Rad. Nächstens sehe ich mir Wände genauer an.

Nach dem Essen schiebe ich mein Rad über einen schmalen, nicht geteerten Weg zu einem Aussichtspunkt über dem Ort. Der Weg führt dann noch einige Meter weiter zu einigen Fischerhütten. Dann ist die Welt für Landfahrzeuge jeglicher Art zu Ende.

Von der kleinen Anhöhe aus genieße ich die Aussicht. Es ist einfach traumhaft und unbeschreiblich schön. Außerdem ist es warm. Ich sitze auf der Erde in der dünnen Radelbekleidung. Einfach unglaublich, daß ich mich nördlich des Polarkreises befinde.


Nusfjord

Am frühen Nachmittag fahre ich dann den gleichen Weg, den ich gekommen bin, wieder zurück. Im Hinterkopf habe ich aber, daß ich hierher zurück will. Ich umrunde wieder den Flakstadpollen und fahre kurz nach Flakstad hinein. Die Straße dorthin ist nicht geteert. Auf halbem Weg überholt mich ein Bus. Danach knirscht der Sand zwischen meinen Zähnen. Flakstad ist so klein (20 Häuser), daß es keinen eigenen Laden besitzt, obwohl die Insel auf der ich mich befinde nach dem Ort benannt wurde, Flakstadøya.

Nachdem ich den Ort verlassen habe, beginnt es wieder zu nieseln. Auf dieser Seite war wohl während des ganzen Tages ungemütliches Wetter. Kaum zu glauben, daß es solche Gegensätze gibt. Am späten Nachmittag bin ich dann wieder auf dem Zeltplatz. Hier ist es richtig kühl und ungemütlich. So springe ich erst mal unter die Dusche. Dann koche ich eine Tasse Kaffee und führe Buch. Nebenan hat ein spanisches Pärchen ihr Zelt aufgeschlagen. Insgesamt sind heute mehr Zelte und Wohnmobile vorhanden. Trotzdem gibt es noch enorm viel freien Raum auf dem weitläufigen Campinggelände.


Fredvang Camping
was für ein Wetter!

Wegen des ungemütlichen Wetters mache ich nur noch einen kurzen Spaziergang zum Meer. Heute wird im Vorzelt gekocht. Draußen ist es zu naß. In der Nacht wird es auch ganz schön kühl. Auch in dieser Nacht schlafe ich wieder sehr gut.

Statistik:
Tageskilometer:  49,5 km
Höhenmeter:  355 m
Höchster Punkt 76 m
Fahrzeit:  2:47 h
Temperatur: 13° - 22°C
Westküste: kühl, bedeckt, Nieselregen, windig
Ostküste: sonnig, leicht bewölkt
 
4. Ytresand
5. Nusfjord
6. Ytresand

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