Montag, 24.07.2000

Während der Nacht hat sich das Wetter verschlechtert. Es ist windig geworden. Der Nebel drängt vom Atlantik ins Landesinnere. Von den Bergen rundum ist kaum etwas zu sehen. Eigentlich wollte ich auf einen der Bergrücken in der Nähe des Zeltplatzes steigen. Beim diesem Wetter bringt das aber absolut nichts. Die Temperatur beträgt gerade mal 12°C.

Also beschließe ich auf gut Glück wieder auf die andere Seite der Insel zu fahren. Nach dem Frühstück geht's los. Heut ist Nesland angesagt. Der Weg dorthin ist kürzer als nach Nusfjord. Auch sind nur wenige Höhenmeter zu überwinden. Auf einer der beiden Brücken zwischen Ramberg und Fredvang mache ich eine Photopause. Während dieser Zeit überholt mich ein Radler mit Mountainbike. Er hat sein komplettes Gepäck incl. Zelt und Wanderschuhen auf dem Rücken. Eine solche Belastung ist schon bewundernswert. Ich bin immer froh, wenn ich selbst nichts zu tragen habe.

Innerhalb weniger Minuten bin ich vom Atlantik zum Skjelfjorden gelangt. Dieser mündet dann schon wieder in den Vestfjord. Das Wetter wird zusehends besser, je näher ich der Ostküste komme. Dafür wird die Straße immer schlechter. Teer gibt es schon einige Kilometer keinen mehr. An der Südspitze angelangt, knickt die Straße nach NO ab. Von hier gibt es eine wunderbare Aussicht bis zum norwegischen Festland hin. Das muß ich einige Zeit genießen. Dann geht's weiter nach Nesland. Am Wegesrand stehen vereinzelt Wohnmobile. Wildes Camping ist angesagt.

In Nesland angekommen frage ich bei einigen Arbeitern nach, ob ich mein Rad unterstellen kann. Dies ist problemlos möglich. Da ich gefragt habe, habe ich auch nicht die geringsten Bedenken, daß dem Rad im Tagesverlauf etwas geschehen könnte. Ohne Rad und Gepäck folge ich nun einem schmalen Wanderweg in Richtung Nusfjord. Daß ich schon einen Tag nach meinem ersten Besuch wieder in Nusfjord sein könnte, hatte ich nicht erwartet.

Der Weg führt immer in Küstennähe entlang. Es ist sehr warm und ich schwitze recht kräftig. Es geht ständig bergauf und bergab. Mal befindet man sich direkt am Meer, Mal steht man hoch darüber. Die Aussicht ist immer überwältigend. Die einfache Wegstrecke beträgt ca. 6 km. Trotzdem benötige ich mehr als zwei Stunden für einen Weg. Zum Teil ist dies durch das viele Schauen bedingt, zum Anderen ist der Weg recht anspruchsvoll. Es gibt sogar eine kleine Klettersteigeinlage. Hier sollte man sich am vorhandenen Fixseil festhalten. Genau an dieser Stelle begegne ich einer französischen Wandergruppe. Hier ist warten angesagt, bis alle vorbei sind. Zu groß ist die Gefahr beim Abstieg Steine zu lösen.

Nach der Klettereinlage kommt eine Wasser- und Morasteinlage. Da ich keine Wanderschuhe dabei habe sehen meine Turnschuhe und Strümpfe nach einigen Minuten ziemlich schwarz aus. Die trockenen Stellen muß ich mir für den Rückweg merken!


Wanderung von Nesland nach Nusfjord

Das letzte Stück geht nochmals steil bergauf und bergab. Dann bin ich wieder im romantischen Nusfjord. In der kleinen Gastwirtschaft gibt es heute wieder wohlverdienten Fisch und als Belohnung ein Bier. Mit dem Bier sollte man aber sparsam umgehen. Nicht wegen der ziemlich geringen Alkoholprozente sondern wegen des Preises. 1 Liter kostet ca. 30,00 DM.

Am Nachmittag schlage ich den Rückweg ein. Diesmal werde ich nicht mehr ganz so naß. Die Franzosen begegnen mir zum Glück nicht in der Kletterpassage, sondern kurz dahinter. Jede einzelne der ca. 40 Personen begrüßt mich. Alle kennen mich noch vom Vormittag.

Mein Rad steht noch wie abgestellt in Nesland. Am Strand herrscht jetzt reges Treiben. Es sind sogar einige wenige im Wasser. Bei ca. 14°C ist eine gewisse Überwindung notwendig. Ich radle wieder zurück. Auf der Westseite ist das Wetter im Laufe des Tages wesentlich schlechter geworden. Mir kommt ein sehr starker Sturm entgegen. So macht das Radeln eigentlich keinen Spaß. Ich beschließe noch kurz nach Ramberg zu fahren um einzukaufen. Hier gibt es das einzige größere Geschäft.

Kurz vor Ramberg komme ich kaum noch von der Stelle, so stark ist der Gegenwind. Zum Glück habe ich kein Gepäck dabei, das würde das Fahren fast unmöglich machen. Nach dem Einkaufen stelle ich fest, daß im Vorderreifen im Gegensatz zu draußen, kaum noch Luft ist. Der Schotterweg hat meinem Rad wohl mehr zugesetzt als gedacht. Nach dem Luftpumpen geht's dann in Windeseile in Richtung Brücken. Jetzt hab ich Rückenwind und der ist schon gewaltig. Über die Brücken wird's dann wieder spannend. In 50 Metern Höhe über dem Meer setzt einem der Sturm von der Seite kräftig zu.

Am Zeltplatz angekommen gibt's noch mehr Überraschungen. Viele versuchen verzweifelt die Vorzelte oder die kompletten Zelte abzubauen. Ganze Familien sind mit dem Retten der Zelte beschäftigt. Hab ich ein Glück, daß ich ein sturmfestes Zelt habe. Ansonsten würde es ziemlich unangenehm.

Also ist heute mal wieder Kochen im Vorzelt angesagt. Draußen ist das Kochen unmöglich. Im Zelt mache ich mir schon meine Gedanken was der Sturm so alles anrichten könnte. Nach einem kurzen Spaziergang schlafe ich tief und fest. Mitten in der Nacht werde ich von Traktorengeräusch geweckt. Der Bauer nebenan preßt Siloballen. Bei diesem Sturm trocknet das Gras ziemlich schnell.

Statistik:
Tageskilometer: 36 km
Höhenmeter:  210 m
Höchster Punkt 51 m
Fahrzeit:  1:57 h
Temperatur: 14° - 25°C
Westküste: kühl, bedeckt, Nieselregen, windig
Ostküste: sonnig, leicht bewölkt
 
6. Ytresand
7. Nesland
9. Ramberg
8. Ytresand

Wanderweg: Nesland - Nusfjord

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