Montag, 31.07.2000

Heute Morgen sieht es nicht wesentlich besser aus als gestern Morgen. Es ist bedeckt und kühl und es nieselt leicht. Trotzdem packe ich nach dem wieder sehr guten Frühstück alles zusammen und bezahle. Heute möchte ich auf einen Zeltplatz, auf dem ich vor zwei Jahren schon einmal war. Der Zeltplatz liegt beim kleinen Ort Sandsletta, ziemlich abseits der üblichen Touristenroute.


Die E10 bei Svolvær
Noch 277 km bis zum Festland bei Narvik

Um 10.00 Uhr ist die Abreise angesagt. Das Fahrrad läuft endlich wieder normal. Keine Probleme mit dem Freilauf. Am östlichen Rand von Svolvær befindet sich ein kurzer Tunnel. Kurz vorher hat man einen sehr guten Blick auf die Svolværgeita, die Svolværgeiß, eine eigenartige Felsformation 569m über der Stadt. Auf der Spitze stehen zwei Felsen dicht beieinander, die an das Gehörn eines Geißbocks erinnern. Absolut Schwindelfreie springen von einem Fels zum anderen.


Rückblick nach Svolvær

Auf den nächsten Kilometern ist die Straße ziemlich eng und zeitweise stark befahren. Nach dem nächsten Tunnel wird die Straße besser und der Verkehr geringer. Die E10 knickt nun nach Norden ab und folgt dem Austnesfjorden, dem fischreichsten Fjord der Welt. Man sagt, daß man zur Hauptfangsaison trockenen Fußes auf die andere Fjordseite gelangen kann, so dicht liegen die Fangschiffe zusammen.


Am Austnesfjorden

Die Landschaft ist mal wieder grandios. Beidseitig stürzen Wasserfälle herab und zwischen den dichten Wolken kann man zeitweise Schneefelder sehen. Kurz nach Sildpollneset zweigt die Straße nach Westen ab. Die Straße ist schmal und der Verkehr unbedeutend. Eigentlich bin ich alleine unterwegs. Die Straße folgt einem weiten Tal, umrahmt von hohen Bergen. Der Talboden ist morastig. Auf der linken Seite werde ich von mehreren Seen begleitet. Nach einigen Kilometern erreiche ich Sandsletta und links zum Atlantik hin liegt der Vatnfjorden. An seinem Ufer ist auch der Campingplatz.

Es stehen wenige Zelte auf der großen Wiese. Daneben sind noch ein paar Hütten belegt. Ich baue mein Zelt am Rand des Platzes auf, lege alles Gepäck hinein und fahre so ohne Gepäck in Richtung Laukvik. Hier, am offenen Atlantik, habe ich vor zwei Jahren die Mitternachtssonne bewundert. Heute ist es leider stark bewölkt und ziemlich frisch. Im kleinen Laden kaufe ich Essen und Getränke und wandere noch eine zeitlang im weitläufigen Hafen umher. Dann geht's weiter, am nördlichen Rand von Austvågøya vorbei, in Richtung Westen.

Es folgen die Gehöfte von Straumnes, Gjersvoll und Delp. Die Häuser der Orte liegen relativ ungeschützt auf offenen Wiesenflächen mit phantastischem Blick auf den Nordatlantik. Wie mag es hier bei Winterstürmen aussehen? Nach Delp wird die Straße nochmals schmäler. Es folgt ein langer Damm, der den Grunnførfjorden in der Hälfte durchtrennt. Der Fjord ist nicht besonders tief und erstrahlt in den tollsten Blautönen. Am Ende des Dammes zweigt ein einspuriges Sträßchen zum Gehöft Grunnførfjorden ab. Ich folge der Küstenlinie weiter. Ab sofort bin ich auf einer ungeteerten Schotterpiste.


Südseefeeling bei Sommarhusstranda

Ab und zu fahre ich an einem Gehöft vorbei. Sie nennen sich Sanden, Sommarhus und Sommarhusstranda. Dann folgt der nächste Fjord, der umfahren werden muß, der Morjorden. Am hinteren Ende des Fjords, nahe dem Gehöft Morjorden liegt ein Schiffssklett am Strand. Hier schlagen die Brecher bei Sturm voll herein.


Bei Morjorden

Dann geht's wieder aus dem Fjord heraus. Es folgen weitere Gehöfte und irgendwann der Ort Fiskebøl. Damit habe ich wieder die E10 erreicht. Fiskebøl ist der Fährort gegenüber von Melbu. Die E10 ist hier nur per Fähre weiter zu nutzen. Melbu liegt auf den Versterålen. In einigen Jahren gibt es ab Fiskebøl eine neue E10, die die Versterålen komplett umgeht und die Lofoten über die Insel Hinnøya mit dem Festland verbindet. Ein Teilstück davon ist schon fertig.


An der neuen E10 bei Fiskebøl

Ich folge der E10 wieder in Richtung Süden in Richtung Svolvær. Zuerst geht es entlang des Sløvertfjorden. Die Straße folgt immer eng der westlichen Küstenlinie. Im hinteren Teil des Sløvertfjorden, dem Higravfjorden rücken die Berge beidseitig wieder sehr eng zusammen. Dann folgt ein kurzes Wiesenstück und ich stehe wieder am Austnesfjorden und damit nicht mehr am Atlantik sondern an einem der tausend Ausläufer des riesigen Vestfjorden. Ich durchfahre das kleine Laupstad und nach einigen Kilometern folgt die Abzweigung vom Morgen nach Sandsletta.


Die einsame Straße nach Sandsletta

Um 20.00 Uhr erreiche ich den Campingplatz. Neben meinem Zelt steht ein weiteres mit einem Paar aus Kiel. Mit ihnen unterhalte ich mich während des Abendessens. Sie wollen am nächsten Tag eigentlich weiter nach Svolvær. Als ich ihnen vom Matmora, einem knapp 800 Meter hohem Berg nördlich des Campingplatzes erzähle, den ich Morgen besteigen möchte, beschließen sie dort auch hinzuwandern. Die Bergspitze ist vom Platz aus zu erkennen.

Statistik:
Tageskilometer:  98 km
Höhenmeter:  465 m
Höchster Punkt 35 m
Fahrzeit: 5:25 h
bedeckt, kühl 13°C
23. Svolvær
24. Laukvik
25. Fiskebøl
26. Sandsletta

Zeltplatz bei Sandsletta (26). Das Zelt habe ich schon morgens aufgebaut.

weiter