Dienstag, 01.08.2000

Auch heute Morgen ist es bedeckt und recht kühl. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von den Kielern. Sie sind mit dem Zeltabbau beschäftigt und werden erst einige Zeit nach mir zum Berg aufbrechen. Sie fahren auch mit dem Auto zum Einstieg. Ich gehe die ca. 3 km zu Fuß. Den Punkt des Einstiegs hatte ich mir am Vortag bei der Rundtour schon angesehen. Nach ca. 1/2 Stunde bin ich dort.


Zu Fuß zum Matmora unterwegs

Der Weg beginnt sofort mit einer kräftigen Steigung durch den Wald. Er ist zu meiner großen Verwunderung sehr gut ausgeschildert. Da er stark ausgetreten ist, müßte eigentlich kein einziges Schild dort stehen. Nach ca. 200 Höhenmetern gelangt man aus dem dichten Wald heraus und hat schon einen tollen Ausblick. Unten sehe ich gerade die Kieler, wie sie den Einstieg suchen. Es folgt nun ein Hochtal mit einem See. Da ein See auch immer Morast bedeutet, halte ich mich links des Sees.

Der Weg verliert sich und es gibt auch keine Schilder mehr. Hier hätte ich sie gebraucht. Ich folge einem ehemaligen Fahrweg. Früher wurde hier Eisenerz abgebaut. Er führt genau in die Richtung in die ich eigentlich will. Nach einigen hundert Metern und schon hoch über dem Hochtal stehe ich vor einem Stein- und Gebüschchaos. Ein Weiterkommen ist hier nicht mehr ganz ungefährlich. Also steige ich quer durch das nächste Geröllfeld hinab zum See. Das Hochmoor läßt grüßen. Ohne nasse Füße gibt es hier kein Durchkommen.

Am nördlichen Ufer erreiche ich den Rangedalsvatnet, einen nierenförmigen, sehr fischreichen See. Hier sieht es mit dem Weiterkommen auch nicht viel besser aus. Ich folge dem nördlichen Ufer einige Zeit um dann erneut über einen Schuttkegel hinauf ins Steindalen auf den nächsten Sattel zu steigen. Steintal ist der richtige Ausdruck. Ich steige von einem Steinblock auf den nächsten. Es geht ganz ordentlich in die Höhe und im Untergrund höre ich ständig einen Bach, der nicht zu sehen ist.

Ab ca. 300 Metern Höhe ist die Baumgrenze überschritten und kurze Zeit später gibt es auch keine Weidenbüsche mehr. Der Blick nach Süden und Westen ist grandios. Auf ca. 450 Metern Höhe gibt es einen weiteren kleinen See, den Steindalsvatnet. Er ist eisfrei, ringsum liegt noch etwas Schnee. Ich fülle mein Wasserflasche ein letztes Mal auf. Bis zum Abend gibt es nun keine Möglichkeit mehr an Wasser zu kommen.

Nach Norden und nach Osten bilden steile Wände die Abgrenzung des ca. 30 Meter großen Sees. Nach Westen gibt es die einzige Möglichkeit weiter zu wandern. Ein riesiger, mit Geröll bedeckter Hang, ca. 1 km lang und 45° steil, nach oben immer schmäler werdend. Die Spitze ist das Ziel, der Matmora. Auf Kartenangaben schwankt die Höhenangabe zwischen 788 und 850 Metern. Ich habe 810 Meter gemessen.


Auf halber Höhe ist der Ausblich schon überragend
Links liegt der Rangedalsvatnet

Nach gut einer Stunde bin ich oben. Der ganze Berg ist wie ein riesiges Kugellager. Ich habe selten so viel Geröll gesehen. Da es keinen Pfad gibt läuft man einfach so, wie man denkt, daß es am Besten ist.

Die Aussicht ist überragend. Es gibt keinen Berg auf den Lofoten der wandernd in eine solche Höhe führt. 360° ungestörter Rundblick. Im Norden der offene Nordatlantik und die Vesterålen, im Osten und Süden die Höhen von Austvågøya, im Westen Gimsøya und der Rest der Lofoten. Dieser Platz ist einfach nur zu empfehlen, auch wenn man beim Anstieg ins schwitzen gerät. Eigentlich bin ich jetzt froh, daß es immer noch nicht sonnig ist.


Blick nach Norden zu den Vesterålen
Über den Grat erfolgt der Abstieg

Nachdem ich einige Zeit oben sitze und viele Bilder gemacht habe sehe ich im Anstieg die beiden Kieler. Sie sind nicht an den Seen vorbei sondern direkt auf meinem ersten Weg weiter gestiegen. Allein hatte ich auf diesem "Weg" so meine Bedenken. Nach einer halben Stunde sitzen sie neben mir. Wir genießen gemeinsam den Ausblick und suchen in dem riesigen Steinmännchen, das schon mehr einem Turm gleicht, das Gipfelbuch. Nach einigem Suchen finden wir eine Brotbüchse mit Stift und Block. Auch wir verewigen uns darin.


Blick hinüber über Delp nach Melbu auf den Vesterålen


Blick über das Gipfelmeer der Lofoten
Unten rechts der Steindalsvatnet


Blick zurück nach Sandsletta, in der rechten Bildmitte, direkt am Ufer

Dann geht es abwärts. Die Kieler steigen wieder auf dem Anstiegsweg ab. Ich überschreite den Gipfelgrat und wandere weiter nach Norden. Der Weg ist meist sehr einfach. Nach links läuft der Grat flach aus, nach rechts stürzt er senkrecht ab. Man hat eine wunderbare Aussicht. Stellenweise wird der Grat schmal. Da es auch hier keine Ausschilderungen gibt muß man etwas aufpassen, da man leicht einem der vielen Schafswege folgt. Diese werden oft ziemlich luftig. Das ein oder andere Mal marschiere ich zurück und probiere einen anderen Weg aus, der dann deutlich besser ist.

So geht es weit mehr als eine Stunde weiter. Ich befinde mich nun auf der Gjersvollheia, einem breiten Hochplateau, das nach Westen, Norden und Osten steil abfällt. Ich laufe nun bestimmt schon 30 Minuten auf gleicher Höhe durch das weiche Heidekraut. Immer noch ist der Rundblick grandios. Kurz vor dem Meer stürzt sich das Hochplateau fast senkrecht hinab nach Delp. Ich steige noch kurz auf den kleinen Aussichtspunkt und dann geht's abwärts. Auch hier gibt es für mich keine ersichtliche Ausschilderung. Also ist ausprobieren angesagt. Stellenweise ist es ganz schön steil. In den Alpen sind an solchen Stellen Stahlseile angebracht.


Das Gipfelphoto


Laukvik


Abstieg vom Matmora über den Grat


"Mein Radweg" vom Vortag, östlich von Delp


Das Gehöft Delp, hier muß ich irgendwie runter

Nach einer guten halben Stunde stehe ich wieder auf Meeresniveau, mehr als 10 km weit vom Zeltplatz entfernt. Es ist nun 17.15 Uhr. Da ich keinen Busfahrplan habe, wandere ich die Straße entlang nach Straumnes und dann am Nordpollen und Vatnfjorden entlang bis zum Campingplatz. Dort bin ich um kurz nach 19.00 Uhr. Zu meiner Überraschung steht das Zelt der Kieler wieder einige Meter neben dem Meinigen. Sie sind zwar schon einige Zeit zurück, aber um noch weiter zu fahren ist es eigentlich zu spät.

Nach dem Duschen und dem Abendessen krabbele ich in meinen Schlafsack und schlafe bestens.

Statistik:
Tageskilometer:  0 km
Höhenmeter:  0 m
Höchster Punkt 0 m
Fahrzeit: 0 h
bedeckt, kühl 10 - 16 °C
Wanderung:
Sandsletta - Matmora - Delp - Sandsletta
1023 Höhenmeter, höchster Punkt 810m
Gipfel um 13:12 Uhr, Delp 17:15 Uhr, Sandsletta 19:10 Uhr

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