Norwegen

Die Nacht ist klar und immer noch hell. Um 24:00 Uhr kann ich noch problemlos Bilder machen. Selbst der Landwirt vom Nachbarhof ist um diese Zeit noch draußen am Arbeiten.

Es ist sonnig und leicht bewölkt. Die Sonne scheint am Wohnzimmerfenster herein. Einfach wunderbar. Nach dem Frühstück geht's ohne Gepäck mit dem Rad hinab zum Raftsundet und dann Richtung Süden nach Digermulen. Die Straße führt in ständigem bergauf und bergab immer am Sund entlang. Ein großer Teil der Straße ist noch nicht geteert. Etwa zur Hälfte der Strecke hat man einen phantastischen Blick in den Trollfjord hinein, der genau gegenüber liegt. In Digermulen bin ich kurz vor Mittag. Im einzigen Geschäft diesseits des Raftsundet decke ich mich mit Getränken und Lebensmitteln ein. Laut Reiseführer kann man einmal täglich mit Kreditkarte für 1000 Kronen einkaufen. Die Differenz zwischen Eingekauftem und 1000 Kronen werden dann bar ausgezahlt.

Blick hinüber zum Trollfjorden
In der Mitte und fast nicht zu sehen. So schmal ist der Eingang

Das hätte für das Bezahlen der Hütte gut ausgereicht. Leider ist die Datenleitung nach Oslo seit einigen Tagen defekt. Da sitze ich nun und bezahle mit meinem restlichen Bargeld das Eingekaufte. Endlich mal wieder ein Problem. Aus Frust fahre ich hoch zum Kafe, das versteckt hinter der Kirche liegt. Dort überlege ich dann, wie ich aus der Misere heraus komme. Das Beste wird wohl Morgen in aller Frühe eine Radtour nach Svolvær sein. Siebzig Kilometer hin und siebzig Kilometer zurück. Eine andere Chance sehe ich im Moment nicht. Hier von Digermulen gibt es zwar täglich eine Fähre nach Svolvær, das ist dann aber eine Tagestour und dafür habe ich eigentlich keine Lust.

Digermulen
Hier gibt es einmal jährlich zu Ehren von Kaiser Wilhelm den Marsch auf den Digermulenkullen

Durch solche Probleme lasse ich mir den Urlaub nicht verderben! Ich radele weiter nach Süden auf die Insel Årstein. Dorthin führt mal wieder ein Schotterweg. Die Küstenstraße verläuft auf der östlichen Seite, direkt am offenen Vestfjord. Kurz vor Årsteinen, einem Gehöft auf der Südspitze der Insel, steigt der Weg steil an. Oben gibt es einen Aussichtspunkt. Dort treffe ich einen Deutschen. Er erzählt mir, daß er in den letzten Tagen schon öfter hier war um Wale beobachtet hat. Noch während wir am Reden sind, zieht ein kleiner Minkwal vorbei. Mein erster Wal. Leider ist er viel zu schnell verschwunden.

Ich fahre nun weiter bis zu einem Gehöft. Direkt dahinter gibt es eine kleine Badebucht. Dort sind auch zwei Deutsche im Wasser. Da ich "zum Glück" keine Badesachen dabei habe, gehe ich nur bis zu den Knien ins Wasser. Das reicht auch. Nach einer Minute habe ich kein Gefühl mehr in den Waden und Füßen.

Auf dem Rückweg am späten Nachmittag mache ich nochmals Pause am Aussichtspunkt. Unten sehe ich drei Walschulen mit Orcas. Einfach unglaublich. Ich kann sie über eine Stunde beobachten, dann sind sie weg. In Digermulen versuche ich nochmals mein Glück im Geschäft. Wieder negativ.

Im Raftsundet hat sich das Wetter stark verändert. Die Sonne scheint zwar weiterhin vom strahlend blauen Himmel. Im Norden auf Höhe der Raftsundbrua strömen aber Föhnwolken über die Berge. Es wird sehr stürmisch. Da ich meist ungeschützt dem Sturm ausgesetzt bin, habe ich einige Mühe mit dem Rückweg.

Zuvor war ich noch bei der Vermieterin um sie zu fragen, ob es eine andere Bezahlmöglichkeit gibt. Sie verneint, bietet mir aber an, da sie Morgen sowieso nach Svolvær zum Einkaufen fährt, mich mitzunehmen. Puh, nochmals Glück gehabt. Durch den Tunnel wollte ich auch eigentlich nicht mehr zurück fahren.

Am Abend ziehen in der Nachbarhütte noch einige Personen ein. Der Zeltplatz bleibt leer.

Statistik: Tageskilometer: 65,25 km Höhenmeter: 444 m Fahrzeit: 3:40 h sonnig, warm, abends st. Nordwind (Fön)	31. Kongsmarka ... Digermulen 29.Valen ... Årstein ... Digermulen 31. Kongsmarka