Sonntag, 06.08.2000

In der Nacht regnet es leicht. Auch während des Frühstücks ist es wolkenverhangen. Meine Reiselust ist wieder etwas gebremst. Trotzdem zahle ich um 09.50 Uhr und los geht's. Im Moment ist es wieder trocken und die Temperatur angenehm. Hoffentlich bleibt es so. Von Sortland geht es zuerst in Richtung Norden, entlang des Sortlandsundet. Die Straße folgt der Küstenlinie. Einige Kilometer später biegt sie in gerader Richtung nach Westen ab. Es folgt eine weite Ebene, die ringsum von Bergen umgeben ist.


Ein einsamer Sonntagmorgen in den weiten Langøya's

Die Wolken im Westen werden dunkler und bedrohlicher. Noch ist es trocken. Nach weiteren Kilometern erreiche ich den Eidsfjorden. Ihm folge ich am nördlichen Ende. Die Berge am gegenüberliegenden Ufer sind sehr schroff. Leider liegen die Spitzen in den Wolken. Hier sind die Berge wieder so wild wie auf den Lofoten.


Der wilde Westen Langøya's

Ich folge dem nordwestlichen Ausläufer des Eidsfjorden. An seinem Ende versandet er. Auf einer schmalen Landzunge wechsele ich die Talseite. Dann bin ich am nächsten Fjord, dem Auenfjorden. Dieser mündet direkt ins Nordmeer. Über diese schmale Landbrücke bin ich nun auf die westliche Halbinsel von Langøya gelangt.

Die Landschaft wird immer wilder. Ich folge der einsamen Küstenstraße, umrunde den Auenfjorden und radle in ein einsames Hochtal. Hier gibt es einen Wald und es wird vor Elchen gewarnt. Leider begegnet mir wieder keiner. Es beginnt zu regnen und die Straße steigt steil an. Am höchsten Punkt verschwindet sie in einem Tunnel. Der Tunnel ist unbeleuchtet und beschreibt eine lange Kurve im Berg. Der Straßenbelag ist nicht besonders. Aber es ist trocken und Autos sind die absolute Ausnahme.


Und schon wieder läßt sich kein Elch blicken

Nach weit mehr als einem Kilometer gelange ich wieder ins Freie. Es regnet nicht mehr, es schüttet. Direkt am Tunnelausgang befindet sich die Touristinformation Ryggedal. Ich bin der einzige Gast. Das Rad stelle ich unter und gehe in die kleine Hütte.


Die Touristeninformation

Dort erhalte ich einen Kaffee und werde sehr freundlich beraten. Die junge Frau gibt mir eine Landkarte und kennzeichnet die Wege, die ich mit meinem Rennrad fahren kann. Die Ringstraße und einige Küstenstraßen sind geteert. Ansonsten gibt es noch einige Schotterpisten und versumpfte Pfade. Die Halbinsel wird nur noch einmal wöchentlich von der Fähre angefahren, seit es den Tunnel gibt und das ist heute. Aus diesem Grund muß ich wohl den gleichen Weg zurück fahren.


Die Bö-Kommune, der Westen Langøya's

Nachdem ich mich aufgewärmt habe, verabschiede ich mich. Es folgt eine tolle Abfahrt durch Wälder und an Seen entlang. Leider regnet es ohne Unterlaß. Trotzdem ist die Landschaft phantastisch. Hier könnte ich einen kompletten Urlaub verbringen.


Die Aussicht von der Touristenstation

Von Norden schieben sich der Rygge- und der Møklandsfjorden bis an die Straße. Ich befinde mich wieder in einer Ebene. Vereinzelt stehen Häuser an der Straße. Die Straße führt nun nach Südwesten und es folgt der Malnesfjorden zur Rechten. Dann bin ich wieder von Wäldern und Wiesen umgeben. Nach einem weiteren See wird es wieder bergiger. Ich folge einem Taleinschnitt auf Meereshöhe. Trotzdem ist vom Meer nichts zu sehen.

Nach weiteren Kilometern gelange ich an einen flachen See. Er begleitet mich auf den nächsten Kilometern. An seinem Ende liegt Straume, das wiederum am Førepollen liegt. In Straume rette ich mich in die Tankstelle. Dort sitzen einige Bauern lustlos herum und trinken Bier. Die großen Schlepper blockieren den kompletten Parkplatz. Sie hatten heute wohl eher die Heu- und Siloernte geplant. Bei diesem Wetter geht aber nichts.

Eigentlich will ich weiter nach Süden ins Schärengebiet rund um Vinje und Steine. Im Süden liegen die Wolken direkt über dem Meer. So suche ich mir in Straume eine Unterkunft. Hier bietet sich das Bø Hotell an. Es liegt unweit der Tankstelle an einer Nebenstraße. Der Wirt begrüßt mich sehr freundlich. Im Gastraum treffen gerade Gäste zu einer Familienfeier ein. Trotzdem nimmt er sich viel Zeit für mich. Das Fahrrad kann ich im Flur, direkt an der Eingangstür abstellen.

Das Zimmer ist ok. Nach dem Duschen unternehme ich einen Spaziergang. Der Regen hat aufgehört. Die Sonne blinzelt zwischen den Wolken hervor und es wird wärmer. Straume ist ein kleiner Ort. Im Süden liegt ein Brackwassersee mit tausenden von Vögeln. Im Norden erhebt sich der Veggfjellet mit einem kleinen Skigebiet. Alle Häuser und ein paar Geschäfte und die Post liegen unmittelbar an der schmalen Straße, die ins Hinterland führt.

Bis zum Abend laufe ich in der Umgebung umher. Dann geht's zurück ins Hotel. Der Wirt, ein Norweger aus Oslo, teilt mir mit, daß die Gaststätte wegen der Familienfeier heute geschlossen ist. Trotzdem erhalte ich ein Abendessen. Während des Essen kommen wir ins Gespräch. Er ist Eisenbahner und ist nur an den Wochenenden auf den Vesterålen. Er war schon mehrmals in Deutschland und kennt Bochum. Während seiner Abwesenheit führt sein Kompanion, ein Spanier, der mit einer Norwegerin verheiratet ist, das Hotel. Die Küche wird von einem mexikanischen Ehepaar betreut. Hier fühle ich mich wohl.

Nach dem Abendessen unternehme ich nochmals eine kleine Wanderung.

Statistik:
Tageskilometer: 55 km
Höhenmeter:  271 m
Fahrzeit: 2:18 h
Höchster Punkt 130m, im Tunnel
bedeckt, trüb, zum Schluß Dauerregen 14°-16°C
34. Sortland
35. Frøskeland
36. Straume

weiter