Norwegen

Nachts regnet es wieder. Am Morgen ist es sonnig und warm. Bestes Radlerwetter! Ich frühstücke schnell. Dem Spanier erzähle ich, daß ich hinauf nach Nykvåg und Hovden möchte. Er fängt schon bei diesem Gedanken an zu schwitzen. Dort soll es einen hohen Paß zu überqueren geben. Auf meiner Karte konnte ich noch keinen Paß entdecken, lasse mich aber überraschen.

Da es so schön warm ist, nehme ich auch so gut wie keine zusätzliche Kleidung mit. Nur die Regenklamotten packe ich in die Lenkertasche. Dann geht's los. Ich folge der Reichsstraße 820 in Richtung Nordosten. Bei Malnes zweigt eine schmale Teerstraße nach Norden ab. Es folgt die Ortschaft Eidet, eigentlich der Name für die ganze Kirchengemeinde. Eidet besteht aus 10 Häusern, einem Geschäft und einer großen Kirche. Dann bin ich am Åsanfjorden und am offenen Nordpolarmeer. Hinter einer Fischfabrik bin ich auf einsamer und schmaler Küstenstraße unterwegs. Die Küstenlinie ist schroff. Absolut toll.

Nach einigen Kilometern führt mich die Straße etwas ins Hinterland. Entlang eines Sees zur linken führt sie hinauf zum vom Spanier gefürchteten Paß. Ganze 70 Höhenmeter sind zu überwinden. Trotz diese wenigen Höhenmeter wechselt die Landschaft. Oben ist die Vegetation viel spärlicher. In den Alpen entspricht die Vegetation einer Höhe von weit über 2000 Metern.

Dann geht's hinab nach Nykvåg. Nykvåg liegt am Nordmeer, geschützt durch eine vorgelagerte Halbinsel. Eine Möwenkolonie macht einen unbeschreiblichen Lärm, direkt neben den wenigen Häusern. Ich folge der Küstenstraße weiter nach Norden. Es wird noch einsamer. Nach einer guten halben Stunde erreiche ich nach einer erneuten kurzen Steigung Hovden. Hovden ist ein kleiner Fischerort mit geschütztem Hafen. Es gibt auch einige Unterkünfte. Ich umrunde den Hafen und steige über die Felsen auf eine vorgelagerte Insel, die den Hafen schützt. Dort lege ich auf einem sonnigen Felsen und genieße den Urlaub.

Kurz vor Hovden
Man beachte die schmale Linie über dem Meer
Es naht das Ende meines Urlaubswetters und ich habe nicht die geringste Vorahnung

Die Aussicht ist toll. Draußen auf dem offenen Meer fahren einige kleine Fischerboote. Etwas weiter draußen, hinter den Schiffen, erkenne ich eine weiße Wand. Die Entfernung dazu kann ich nicht einschätzen. Zuerst bin ich der Meinung, daß sie noch sehr weit entfernt ist. Als dann die vorgelagerten Felsen plötzlich im Nebel verschwinden, laufe ich zurück zum Fahrrad. In den nächsten Minuten werde ich von dichtem, feuchten Nebel umhüllt. Es weht ein starker Wind von See und es wird ziemlich kalt. Zum Glück habe ich die Windjacke dabei.

Mit einem Schlag hat sich die Umgebung verändert. Die freundliche und friedliche Landschaft vom Vormittag ist vollständig verschwunden. Die Sicht oft auf wenige Meter beschränkt. Ich radle die Küstenstraße zurück über Nykvåg und den kleinen Paß. Bis nach Eidet verfolgt mich der dichte Nebel und die Kälte. Als mich dann höhere Berge vor dem Meer schützen, wird es wieder freundlicher. Ich kann die Windjacke wieder ausziehen und die Umgebung genießen.

Aus diesem Grund radle ich auch nicht direkt zurück nach Straume sondern durchquere auf einer Schotterpiste die Insel hinüber zum Eidsfjorden. Kurz vor dem Eidsfjorden sind sogar noch Personen in einem kleinen See. Norweger sind einfach besser abgehärtet als der normale Mitteleuropäer. Mich friert es bei diesem Anblick.

Ab der Südspitze der Insel wird das Wetter zusehends schlechter. Die letzten Kilometer vor Straume fahre ich wieder im Regen und Nebel. Trotzdem war diese Tour absolute Spitze und sehr lehrreich.

Um 15.00 Uhr bin ich im Hotel und freue mich auf die heiße Dusche. Abends bereitet mir der Spanier wieder Fisch zu. Diesmal Katzenfisch, spanischer Art, sehr zu empfehlen. Nach dem Abendessen unternehme ich noch einen kurzen Spaziergang. Leider ist es immer noch leicht am Regnen.

Statistik: Tageskilometer: 77 km Höhenmeter: 505 m Fahrzeit: 4:02 h morgens sonnig, warm ab mittags Seenebel, kalt, Regen	39. Straume 40. Nykvåg 41. Hovden 42. Malnes 43. Veanova 44. Straumsnes 45. Bø 46. Straume